
OKR für Solopreneure: Ziele effektiv setzen und erreichen
Objectives & Key Results (OKR) sind eine beliebte Methode, um Ziele zu formulieren und den eigenen Fortschritt messbar zu machen. Die größte Verbreitung haben OKR in Unternehmen und Startups, die mit der agilem Methode die gemeinsame Arbeit zwischen Teams und Abteilungen besser koordinieren wollen. Größere Unternehmen versprechen sich vom Einsatz von OKR vor allem, agiler zu werden.
Aber auch für Dich als Solo-Gründer haben Objectives & Key Results eine Menge Vorteile zu bieten, die Du kennen solltest und mit ein paar Anpassungen lassen sie sich auch wunderbar alleine anwenden. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du als Solopreneur OKR nutzen kannst, um Dein Business voranzubringen und Deinen Fokus zu schärfen.
Inhaltsverzeichnis
Warum sind OKR für Solopreneure nützlich?
Fokus auf das Wesentliche
Als Solopreneur jonglierst Du täglich viele Aufgaben – Kundenanfragen, Marketing, Produktentwicklung, Buchhaltung. Es ist leicht, sich in operativen To-dos zu verlieren und den Blick fürs große Ganze zu verlieren. OKR helfen Dir, Deine wichtigsten Ziele klar zu definieren und Deinen Fokus zu bewahren.

Anstatt auf zehn verschiedene Projekte gleichzeitig zu setzen, legst Du mit OKR maximal drei zentrale Objectives für ein Quartal fest. Diese geben Dir eine klare Richtung und verhindern, dass Du Dich verzettelst. Die dazugehörigen Key Results machen sichtbar, ob Du auf dem richtigen Weg bist oder gegensteuern musst.
Fortschritte sichtbar machen
Eines der größten Probleme ist, dass Du als Solopreneur oft das Gefühl hast, viel zu arbeiten – aber nicht genau zu wissen, ob Du wirklich vorankommst. OKR lösen dieses Problem, indem sie Deinen Fortschritt messbar und nachvollziehbar machen.
Statt nur grob zu sagen: „Ich will mein Business ausbauen“, helfen Dir Deine Key Results dabei, klare Erfolgskriterien zu definieren. Sie zeigen Dir, ob Du auf Kurs bist oder ob Du nachsteuern musst.
Ambitionierte, aber realistische Ziele
OKR helfen Dir, groß zu denken, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die besten Ziele sind ambitioniert genug, um Dich herauszufordern, aber gleichzeitig realistisch genug, damit sie Dich nicht demotivieren.
Ein bewährtes Konzept in der OKR Welt sind sogenannte Stretch Goals. Dabei setzt Du Dir Ziele, die zwar außerhalb Deiner Komfortzone liegen, aber mit Anstrengung und Fokus trotzdem (prinzipiell) erreichbar sind. Diese Art von Herausforderung bringt Dich oft in einen Flow-Zustand, in dem Du mit maximaler Konzentration und Motivation an Deinen Zielen arbeitest.
Regelmäßige Reflexion
OKR sind mehr als nur ein Zielsetzungstool – sie sind ein Lernsystem. Es geht nicht nur darum, ob Du Deine Key Results erreichst oder nicht, sondern vor allem darum, was Du aus dem Prozess lernst. Als Solopreneur hast Du keine Vorgesetzten oder Teams, die Dich herausfordern oder kritisch hinterfragen. Deshalb ist es umso wichtiger, Dir selbst regelmäßig die richtigen Fragen zu stellen:
- Was hat gut funktioniert? Warum?
- Wo bin ich gescheitert? Was kann ich daraus mitnehmen?
- Welche Annahmen über mein Business oder meine Strategie haben sich als richtig oder falsch erwiesen?
- Welche OKRs waren zu ambitioniert oder nicht ambitioniert genug?

Diese Art der Reflexion hilft Dir, kontinuierlich besser zu werden, anstatt blind von Quartal zu Quartal neue OKRs zu setzen. Wenn Du das verinnerlichst, kannst Du Dich schneller weiterentwickeln und triffst fundiertere Entscheidungen.
Pro-Tipp
Führe ein OKR-Tagebuch oder beginne mit Journaling, in dem Du Deine täglichen Fortschritte festhältst und nach jedem Quartal Deine Erkenntnisse dokumentierst. So kannst Du nicht nur Dein Business skalieren, sondern auch Deine persönliche Entwicklung aktiv steuern.
Wie funktionieren OKR?
Wie der Name schon andeutet, bestehen OKR aus zwei verschiedenen Elementen. Dem Objective auf der einen und den Key Results auf der anderen Seite. Sie sind jedoch nicht voneinander unabhängig, sondern vielmehr so etwas wie zwei Seiten derselben Medaille.
Objective
Das Objective ist das WAS, das Du erreichen möchtest. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dein Objective sollte für Dich (und andere) bedeutend, konkret, handlungsorientiert und bestenfalls sogar inspirierend sein.
Beispiel: Ich etabliere eine interessierte Stammleserschaft für meinen Internetblog.
Key Results
Mit Hilfe der Schlüsselergebnisse definierst Du den Maßstab, wann Du Dein Objective erreicht hast. Dadurch sorgen Key Results für Transparenz und Klarheit. Bei einem guten Key Result gibt es keinen Zweifel, ob Du es erreicht hast oder nicht.
Üblicherweise haben Objectives 3 bis 5 Key Results, aber wenn Dir ein einziges ausreicht, kannst Du auch nur dieses eine Key Result für Dein Objective formulieren.

Für das obige Objective könntest Du zum Beispiel folgende Key Results festhalten:
Objective: Ich etabliere eine interessierte Stammleserschaft für meinen Internetblog. |
---|
Key Result 1: Die Zahl der Newsletter-Abonnenten steigt von 243 auf 2.000. |
Key Result 2: Die Conversion-Rate (CVR) des Newsletters steigt von 2,8 auf 10 %. |
Key Result 3: 100 neue Backlinks von Webseiten, die einen Domain Trust von mindestens 60+ besitzen. |
Wie Du siehst, sagt das OKR nichts darüber aus, wie Du Dein Ziel erreichst. Du musst Dir also immer auch überlegen, was Du tun musst, um Dein Objective zu erreichen. Allerdings sind Doings nicht Teil eines OKR!
Die Formulierung von OKR erfordert zugegebenermaßen etwas Übung und Praxis – Allerdings ist das Ganze auch kein Hexenwerk. Wenn Du dabei ein wenig Unterstützung benötigst, wirf einen Blick auf meine Artikel OKR formulieren – die ultimative Anleitung oder 8 Beispiele für schlechte OKR und wie Du’s besser machst.
Der OKR Zyklus
Ursprünglich waren OKR lediglich eine neue Art, Ziele für einen Zeitraum von drei Monaten zu setzen. Mittlerweile wird der sogenannte OKR Zyklus genutzt, um der Umsetzung einen festen Rahmen zu verleihen. Die einzelnen OKR Events sind dabei vom Scrum Framework geklaut inspiriert.

Kurz und knapp heißt das:
- Zu Beginn eines Quartals findet ein OKR Planning statt, in dem die OKR für den nächsten Zyklus festgelegt werden.
- Während des Quartals führt jedes OKR Team ein Biweekly (oder Weekly) durch, in dem der Status der Key Results aktualisiert wird. Außerdem dienst dieses kurze Treffen dazu, um eventuelle Kursanpassungen vorzunehmen.
- Das Quartal endet zunächst mit einer OKR Review. Hier teilt jedes OKR Team seine Objectives & Key Results mit anderen Teams, lässt sich Feedback zu den Ergebnissen geben und teilt seine Erfahrungen, die es im letzten Quartal gemacht hat.
- Nach der Review führt jedes Team außerdem eine OKR Retrospektive durch, in der es das letzte Quartal reflektiert. Im Großen und Ganzen geht es dabei um die drei Fragen:
- Was ist gut gelaufen?
- Was war nicht so dolle?
- Was können wir im nächsten OKR Zyklus besser machen?
Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Events und wie Du sie als Solo-Gründer erfolgreich umsetzen kannst, findest Du in meinem Artikel OKR Zyklus – Tipps für die Praxis als Solo-Gründer.
Such Dir Verbündete!
Nur weil Du Deine OKR alleine verfolgst, bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass Du Dich mit niemandem darüber austauschen solltest. Deshalb ist es ganz besonders hilfreich, wenn Du Dir andere Solo-Gründer suchst, die ebenfalls ein OKR verfolgen.
Beispielsweise könntest Du einer Mastermind-Gruppe beitreten, die sich regelmäßig alle zwei Wochen trifft, und in der jeder von Euch den Stand seiner momentanen OKR teilt. Das erzeugt zum einen das notwendige Commitment und zum anderen haben die Teilnehmer Deiner Mastermind-Gruppe wertvolles Feedback und Ideen für Dich, wenn Du einmal feststeckst und nicht weiterkommst.

Schau gerne bei den scamper Gruppen vorbei! Dort gibt es bereits existierende Mastermind-Gruppen, denen Du beitreten kannst. Falls Du schon Menschen für Deine Mastermind-Gruppe hast, aber noch auf der Suche nach einer geeigneten Plattform für Euren Austausch bist, kannst Du mir auch gerne eine Mail schreiben, um hier bei uns eine Gruppe zu gründen.
Häufige Fehler bei OKR
Auch wenn OKR auf den ersten Blick recht simpel wirken, liegt die Herausforderung oft im Detail. In der Praxis gibt so es einige Stolperfallen, die auf Dich lauern. Deshalb möchte ich auf die häufigsten von ihnen kurz eingehen.
Du hast weder ein übergeordnetes Ziel noch eine Strategie
Damit OKR Dir wirklich helfen, ist es sehr wichtig, dass Du sie in einen größeren Kontext einbindest. Das heißt, bevor Du OKR tatsächlich gewinnbringend einsetzen kannst, musst Du zumindest ein strategisches Ziel haben, das Du verfolgen möchtest. Das kannst Du zum Beispiel mit Hilfe eines sogenannten Moals (Midterm Goal) erreichen.
Noch besser ist es natürlich, Du hast Dir zuvor grundlegende Gedanken zu Deiner Strategie gemacht, die Du mit Deinem Business verfolgen möchtest.
Wichtige Herausforderungen nicht adressieren
Ein zweites Problem entsteht, wenn Du mit Deinen OKR Deine wichtigsten Herausforderungen und Probleme nicht adressierst. Was bedeutet das? Nun, ganz einfach: OKR sollen Dir dabei helfen, Deine Strategie umzusetzen und nicht Dein Tagesgeschäft zu optimieren.
Oder anders gesagt: Sie helfen Dir dabei, dass Deine Strategie im Tagesgeschäft nicht untergeht.
Bei einer guten Strategie geht es jedoch immer darum, Herausforderungen und Probleme, denen Du Dich gegenübersiehst, zu überwinden. Du brauchst also keine OKR für das aufzuschreiben und festzuhalten, was Du sowieso schon machst.
Wenn Du lediglich Dein Tagesgeschäft verbessern möchtest oder Dir bestimmte Gewohnheiten aneignen möchtest, eignen sich Ansätze wie Micro Habits oder ein Ecocycle Planning bedeutend besser.
Zu viele OKR gleichzeitig setzen
Strategie bedeutet, dass Du Dich fokussierst und nur die wichtigsten Dinge tust. Wenn Du Dir also 12 OKR für ein Quartal vornimmst, dann erreichst Du genau das Gegenteil von dem, was Du Dir vornimmst.

Die meisten Profis empfehlen deshalb 3 bis 5 OKR, aber ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass 2 OKR pro Quartal vollkommen ausreichen. (Manchmal setze ich mir sogar nur ein einziges Objective.)
Unklare oder nicht messbare Key Results
Auch bei den Key Results musst Du ein wenig aufpassen. Sie funktionieren nämlich nur dann, wenn sie eine Metrik enthalten, die Du regelmäßig messen kannst. Nur so sorgen sie für Transparenz und Klarheit.
Manchmal kann es ein wenig knifflig sein, gute Key Results zu formulieren, weil es zugegebenermaßen etwas Übung braucht. Falls Du Unterstützung benötigst, wirf einen Blick auf meine Artikel OKR formulieren – die ultimative Anleitung oder 8 Beispiele für schlechte OKR und wie Du’s besser machst.
OKR einmal setzen und nie wieder ansehen
Damit Du Deine OKR nicht aus dem Blick verlierst, ist es wichtig, dass Du sie Dir regelmäßig immer wieder vor Augen hältst. Am besten funktioniert das, wenn Du Dir einen regelmäßigen (kurzen) Termin für das oben erwähnte Weekly bzw. Biweekly setzt.
15 Minuten reichen vollkommen aus!
Ich selbst nutze für meine eigenen OKR übrigens die Software Perdoo. Hier kannst Du zum einen Deine OKR bequem pflegen und zum anderen wirst Du von Perdoo alle zwei Wochen automatisch erinnert, Deinen Check-in durchzuführen.

Du kannst sogar die Reflexionsfragen für Deinen Check-in selbst festlegen. Ich selbst nutzt die drei Fragen:
- Woran hast Du gearbeitet?
- Woran wirst Du als nächstes arbeiten?
- Gibt es irgendwelche Herausforderungen, Blocker oder Beobachtungen?
Der zweiwöchentliche Check-in ist in Kombination mit den Reflexionsfragen ungemein wertvoll, Deine OKR nicht aus den Augen zu verlieren und am Ball zu bleiben.
Und das Beste an der ganzen Sache: Also Solo-Gründer kannst Du Perdoo sogar komplett kostenlos verwenden, weil das Preismodell erst bei mehr als 5 Nutzern beginnt.
Die Reflexionsphase (Retro) ausfallen lassen
Nicht zuletzt kann es ziemlich verführerisch sein, am Ende eines Quartals direkt mit dem nächsten Objective zu starten oder Dein OKR einfach „zu verlängern“, weil Du nicht fertig geworden bist. Wenn Du es genau betrachtest, ist OKR aber nicht nur dazu da, um Deine Ziele zu verfolgen, sondern Dich kontinuierlich zu verbessern und hinzuzulernen.
Nimm Dir also zum Ende eines OKR Zyklus immer die Zeit, um darüber nachzudenken, was gut gelaufen ist, was schlecht gelaufen ist und was Du ab dem nächsten Quartal besser machen möchtest. Wenn Du hierzu Feedback und Austausch benötigst, kannst Du dazu gerne unsere Gruppe Strategie für Solo-Gründer nutzen.
Fazit zu OKR
OKR sind ein mächtiges Werkzeug – nicht nur für große Unternehmen mit vielen Teams und Abteilungen, sondern auch für Dich also Solopreneur. Sie helfen Dir, klare Ziele zu setzen, den Fokus zu behalten und Fortschritte messbar zu machen. Besonders wenn Du Dich oft in der täglichen Arbeit verlierst, bieten sie Dir eine Struktur, die sowohl Orientierung bietet als auch Lernprozesse unterstützt.
Der Schlüssel liegt in der richtigen Anwendung: Setze Dir ambitionierte, aber realistische Ziele, überprüfe regelmäßig Deine Fortschritte und reflektiere, was gut funktioniert – und was nicht. Der größte Vorteil von OKR ist nicht das bloße Erreichen von Zielen, sondern die kontinuierliche Verbesserung und das bewusste Wachstum.
Weiterlernen, Anwenden & Austauschen
Wenn Du tiefer in das Thema Objectives & Key Results einsteigen möchtest, gibt es dazu mittlerweile eine ganze Menge hilfreicher Quellen und Ressourcen. Aufgrund seines Ursprungs beziehen sich die meisten davon jedoch auf die Arbeit in Unternehmen, wo es viele Teams und unterschiedliche Abteilungen gibt. (Da musst Du also immer ein wenig für Dich abstrahieren, was für Dich also Sologründer relevant ist und was nicht.)
Bücher
Es gibt eine Unmenge an Büchern zum Thema OKR. Hier meine 3 persönlichen Favoriten:
- Der Klassiker: OKR: Objectives & Key Results – Wie Sie Ziele, auf die es wirklich ankommt, entwickeln, messen und umsetzen von John Doerr. Dieses Buch bietet Dir eine umfassende Einführung in die OKR Methode und zeigt Dir anhand von Praxisbeispielen, wie Unternehmen ihre Ziele effektiv setzen und verfolgen können.
- Der Zeitsparer: 30 Minuten OKR – Objectives & Key Results von Erno Marius Obogeanu-Hempel und André Daiyû Steiner. Ein kompakter Ratgeber, der die Grundlagen der OKR Methode verständlich und praxisnah vermittelt.
- Das Praktische: Das OKR Playbook von HelloAgile. Unschlagbar, was Struktur, Aufbau und Klarheit angeht.
OKR Tools
Die meisten OKR Tools wenden sich an größere Unternehmen, um dort den Überblick behalten zu können. Auch wenn Du als Sologründer dazu kein Softwaretool benötigst, ist es trotzdem hilfreich ein digitales Tool zu verwenden, weil eigentlich alle eine Erinnerungsfunktion für den zweiwöchentlichen Check-in haben. Und das ist ausgesprochen sinnvoll, damit Du Deinen Fokus nicht verlierst.
Meine Empfehlung ist ganz klar Perdoo, weil es sehr übersichtlich, klar strukturiert und vor allem kostenlos für Dich ist.
scamper.community
Falls Du mit OKR starten möchtest oder bereits erste Erfahrungen gesammelt hast, tausche Dich mit anderen aus! Denn auch als Solopreneur musst Du nicht alles allein durchziehen. Tritt unserer scamper Gruppe Strategie für Solo-Gründer bei und hol Dir Feedback & Unterstützung!
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