Ein roter Mülleimer, der vor schlechten Strategie-Zetteln überquillt.

Warum 99 % aller Strategien Müll sind – und wir Du’s besser machst

Strategie ist eines dieser Buzzwords, die Dir als Solopreneur überall begegnen. Es gibt Blog-Strategien, Podcast-Strategien, Nischen-Strategien… und überhaupt: Strategie hier, Strategie da. Das Problem ist nur: Die meisten davon sind gar keine echten Strategien, sondern To-Do-Listen, Fluff oder reines Business-Bla-bla.

Kein Wunder also, dass manche Solo-Gründer glauben, sie bräuchten überhaupt keine Strategie. Sie wurschteln sich durch, machen und tun, und hoffen, dass es schon irgendwie gut geht. Aber sein wir mal ehrlich: “Irgendwie durchwurschteln” ist keine gute Strategie.

In diesem Beitrag möchte ich einmal mit den größten Strategie-Mythen aufräumen und Dir zeigen, worauf Du achten musst, wenn Du eine Strategie für Dein Business entwickelst.

Die 4 häufigsten Probleme bei Strategien

Es gibt natürlich eine große Bandbreite an Dingen, die bei einer Strategie falsch gemacht werden können. Vier gravierende Fehler, die Du mit Deiner eigenen Strategie auf jeden Fall vermeiden solltest, sind:

  1. Fluff
  2. Ziele schon für eine Strategie halten
  3. Deine größten Probleme nicht adressieren
  4. Schlechte strategische Objectives

Fluff

Strategien wie “Mit innovativen KI-Lösungen hebt meine App das Leben meiner Kunden auf den nächsten Level” mag vielleicht für eine “fancy Vision” taugen. Aber nur weil Du Deine Strategie mit Buzzwörtern und Trend-Begriffen spickst, hast Du noch lange keine Strategie entwickelt.

Denn solche Sonntagswörter sind nicht viel mehr als leere Worthülsen, die Dir keine ausreichende Orientierung geben, was Du zu tun gedenkst, um Deine Ziele zu erreichen. Du brauchst nur ein wenig an der Oberfläche kratzen, um festzustellen, dass Deine Strategie “innen hohl” ist.

Collage aus einer schwarz-weiß Frau mit Laptop und Kopfhörern auf rotem Hintergrund, daneben eine große orangefarbene Sprechblase mit den Worten bla bla bla als Symbol für inhaltslose oder schwammige Strategie und Fluff
Schlechte Strategie – Fluff

Ziele für eine Strategie halten

Auch wenn strategische Ziele ungemein wichtig sind, um daraus Deine Strategie zu entwickeln, macht das Ziel alleine eben noch keine Strategie. Es reicht einfach nicht aus, Dir das Ziel zu setzen “Den besten Business-Podcast Deutschlands anzubieten” – wenn Du nicht beantworten kannst, wie Du das erreichen willst. (Die Spartaner haben sich ja auch nicht einfach nur vorgenommen, die Perser zu verjagen.)

Die wichtigsten Probleme nicht adressieren

Drittens hast Du eine schlechte Strategie, wenn Du die Probleme, die Dich von Deinen strategischen Zielen abhalten, nicht zu adressierst. Das heißt, Du unternimmst zwar eine ganze Menge, aber Deine Aktionen sind nicht darauf ausgerichtet, Deine Herausforderungen zu überwinden.

Deshalb ist es auch ein Irrglaube, dass Du Deine Strategie einfach aus Deiner Vision und Deiner Mission ableiten kannst. Natürlich muss da eine logische Verbindung existieren. Aber wenn Du Deine Strategie einfach so aus Deiner Vision und Mission ableiten kannst, dann brauchst Du das ja auch einfach nur umzusetzen.

Lange To-do-Listen

Eine weitere schlechte Strategie sind lange To-do-Listen mit den Dingen, von denen Du Dir wünscht, dass Du sie irgendwann mal umsetzen wirst – oder dass sie von alleine passieren. Statt also genau zu analysieren, was Deine konkreten Herausforderungen sind und Dich zu entscheiden, was der wirksamste Hebel ist, schreibst Du einfach alles auf, was “irgendwie helfen” könnte, Deine Ziele zu erreichen.

Was aber nicht passiert, weil Du nur Symptom-Bekämpfung betreibst. Und gleichzeitig kommst Du vor lauter Arbeit nicht voran, weil Du glaubst, dass Du das alles abarbeiten musst.

Eine gute Strategie erzeugt Asymmetrie

Vielleicht hast Du Dich ja bei dem einen oder anderen oben genannten Punkt selbst erwischt. Und jetzt wo Du weißt, wie’s nicht geht, will ich Dir natürlich auch zeigen, wie Du’s richtig machen kannst.

Strategy is about making choices; it’s about deliberately choosing to be different.
Michael E Porter
Michael E. Porter
Ökonom und Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaft

Das zentrale Merkmal einer wirklich gelungenen Strategie ist Asymmetrie. Eine gute Strategie erzeugt ein Ungleichgewicht gegenüber Deinen Wettbewerbern. Sie verschafft Dir einen Vorteil.

Im Grunde ist das genauso wie bei der Grundaufstellung eines Schachspiels: Solange die Figuren beider Spieler auf den gleichen Feldern stehen, hat keiner der beiden dem anderen gegenüber einen Vorteil. (Weil die Aufstellung zu Beginn symmetrisch ist.) Gelingt es Dir jedoch, durch Deine Spielzüge eine Asymmetrie zu erzeugen, verbesserst Du dadurch Deine Position gegenüber Deinem Gegenspieler und verschaffst Dir ihm gegenüber einen Vorteil.

Solange Du also nur das machst, was alle anderen auch machen, hast Du keine Strategie.

  • Künstliche Intelligenz zu nutzen, weil alle anderen das auch machen, ist keine Strategie.
  • Einen Podcast zu betreiben, weil alle anderen auch einen haben, ist keine Strategie.
  • Blogartikel zu schreiben, um Leser (und Kunden) auf Deine Seite zu locken, ist keine Strategie.

Die richtige Strategie erschafft Stärken

Ganz oft wird Solopreneuren empfohlen auf “ihren Stärken” aufzubauen. Dann heißt es “Mach das, was Du am besten kannst!” oder “Nutze Deine Stärken zu Deinem Vorteil!” Und so ganz verkehrt ist die Idee dahinter nicht. Allerdings sind bestimmte Fähigkeiten, die Du besitzt, nicht automatisch eine Stärke (oder Schwäche).

Lass mich das mit einer kleinen Analogie verdeutlichen:

Wenn Du 45 Kilogramm wiegst und Du Sumoringer bist, ist Dein Gewicht eine Schwäche. Wenn Du hingegen Jockey bist, ist Dein Gewicht eine Stärke.

Die Sportart definiert also, ob eine Deiner Eigenschaften oder Fähigkeiten eine Stärke oder Schwäche ist. Ohne die Sportart ist Gewicht erstmal nur Gewicht.

Und genauso verhält es sich mit Deiner Strategie. Entscheidest Du Dich für die falsche Strategie bzw. für das “falsche Spielfeld”, verwandeln sich Deine Eigenschaften und Fähigkeiten in eine Schwäche. Wählst Du hingegen das richtige Spielfeld, werden sie zu Stärken. Durch die richtige Strategie erzeugst bzw. erschaffst Du Stärken.

A good strategy doesn’t just draw on existing strength; it creates strength through the coherence of its design.
Die Person ist ein älterer Mann mit Glatze und hellen Augen. Richard Rumelt trägt eine braune Jacke über einem dunklen Oberteil. Sein Gesichtsausdruck ist nachdenklich, und er stützt sein Kinn mit der Hand, was ihm eine reflektierte, weise Ausstrahlung verleiht. Der Hintergrund ist dunkel, was den Fokus auf sein Gesicht und seine Mimik lenkt.
Richard Rumelt
Strategie-Guru

Im Grunde besteht eine gute Strategie deshalb vor allem darin, das Spielfeld für Dich und Deine Wettbewerber so zu gestalten, dass es Deinen Fähigkeiten entgegenkommt und sie in Stärken verwandelt bzw. Eigenschaften Deiner Wettbewerber zu Schwächen macht.

Deshalb geht es bei einer guten Strategie vor allem um zwei Fragen:

  1. Wo willst Du spielen?
  2. Wie willst Du gewinnen?

Der Kern einer guten Strategie

Nach Richard Rumelt basiert jede gute Strategie im Kern auf 3 wichtigen Grundelementen. Wenn die nicht vorhanden sind, hast Du keine Strategie, sondern “irgendetwas anderes”. Eine gute Strategie braucht:

  1. Eine klare Diagnose
  2. Richtungsweisende Leitlinien und
  3. Kohärentes Handeln

Diagnose

Das erste und wichtigste Element einer guten Strategie ist eine klare Diagnose Deiner aktuellen Herausforderungen und Probleme, die Dich davon abhalten, Dein strategisches Ziel zu erreichen. Du musst präzise verstehen, warum es so schwer für Dich ist, Dein Ziel zu erreichen.

Bärtiger Mann mit Glatze in gestreiftem Shirt hält eine Lupe vor sein Auge und hebt mahnend den Finger vor rotem Hintergrund als Symbol für eine gute Strategie, die mit einer klaren Diagnose beginnt.
Der erste Schritt zur guten Strategie ist eine klare Diagnose.

Du gehst also den umgekehrten Weg, den ich bereits oben skizziert habe:

  • Welche Deiner Eigenschaften und Fähigkeiten werden durch Deine aktuelle Strategie zu einer Schwäche?
  • Warum führt Deine aktuelle Vorgehensweise dazu, dass bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten, die Du mitbringst, sich nicht in eine Stärke verwandeln können?
  • Was macht es verdammt nochmal so schwer für Dich, Deine strategischen Ziele zu erreichen?

Tools & Methoden, die Dir bei Deiner Diagnose helfen

Bevor Du also damit beginnst, Deine Strategie zu entwickeln, musst Du zunächst möglichst gut verstehen, was Deine Probleme sind und wodurch Deine Herausforderungen entstehen.

Deshalb solltest Du Dir als erstes möglichst gutes Bild vom Umfeld Deines Business verschaffen. Hierzu kannst Du beispielsweise die Business Model Environment Map nutzen oder eine STEP-Analyse durchführen. Auch das Strategy Canvas aus der Blue-Ocean-Strategie kann Dir hierbei helfen, Deine Herausforderungen besser zu verstehen.

Wenn Du diese ersten Schritte gemacht hast, solltest Du jedoch an dieser Stelle nicht stehen bleiben! Grabe tiefer nach den wirklichen Ursachen für Deine Probleme und Herausforderungen.

Dazu kannst Du zum Beispiel auf verschiedene Techniken aus dem Design Thinking oder Lean Startup zurückgreifen. Nutze alles, was Dir dabei hilft, Deine Herausforderungen und Probleme besser verstehen zu können.

Richtungsweisende Leitlinien

Wenn Du Deine größten Herausforderungen und die darunterliegenden Muster identifiziert hast, kannst Du damit beginnen, richtungsweisende Leitlinien festzuhalten. Diese Leitlinien sind die wirkungsvollsten Hebel und Prinzipien, mit denen Du Deine wichtigsten Probleme angehen möchtest.

Tools & Methoden, mit denen Du Leitlinien entwerfen kannst

Um zu entscheiden, auf welchem Spielfeld Du spielen und wo Du den Hebel ansetzen möchtest, kannst Du zum Beispiel auf die Strategie-Kaskade zurückgreifen, die Alan Lafley und Roger Martin in ihrem Buch Playing to Win ausführlich beschreiben. Oder Du fokussierst Dich mit Deinem Business auf Themen, die alle anderen ignorieren.

Tu alles, um das Spielfeld, auf dem Du und Deine Wettbewerber sich bewegen, zu Deinem Vorteil neu zu definieren.

Kohärentes Handeln

Erst wenn Du Deine Herausforderungen verstanden hast und die wirksamsten Hebel für Dich definiert hast, kannst Du daran gehen, das Ganze umzusetzen. Denn jetzt geht es um kohärentes Handeln.

Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass Du Deine richtungsweisenden Leitlinien durch konkrete Maßnahmen und Aktionen in die Umsetzung bringst. Und weil Du alles an Deinen Leitlinien ausrichtest, sind diese Maßnahmen in sich schlüssig und widersprechen sich nicht. Oder anders gesagt:

Zu jeder Möglichkeit, die sich Dir bietet, und die nicht auf die Leitlinien Deiner Strategie einzahlt, musst Du (zu Dir selbst) NEIN sagen.

Frau mit blondem Haar und rotem Pullover zeigt den Daumen nach unten vor rotem Hintergrund als Symbol für eine gute Strategie, klare Priorisierung und den Fokus auf das Wesentliche durch bewusstes Nein-Sagen
Mit einer klaren Strategie kannst Du zu den richtigen Dingen Nein sagen.

Denn jedes Mal, wenn Du etwas tust, was nicht auf die von Dir identifizierten Hebel Deiner Strategie einzahlt, gerätst Du auf Abwege.

Methoden, die Dir helfen, Deine Aktionen zu koordinieren

Ein ganz besonders hilfreicher Ansatz, um Deine Leitlinien in die Tat umzusetzen, sind Objectives & Key Results (OKR). Bei dieser agilen Methode setzt Du Dir für ein ganzes Quartal ein Objective und arbeitest fokussiert daran, um es bis zum Ende des Quartals zu erreichen. Mit messbaren Key Results bist Du kontinuierlich in der Lage, den Fortschritt Deiner Objektives im Auge zu behalten. Durch OKR erzeugst Du für Dich also maximalen Fokus und Transparenz.

Noch hilfreicher ist es, wenn Du Deine Objectives gemeinsam mit anderen Solopreneuren in einem OKR Circle verfolgst, und Dich von ihnen mit Rat & Tat unterstützen lässt.

Jede Strategie ist nur eine Hypothese

Wenn Du eine präzise Diagnose Deiner Herausforderungen erstellt, klare Leitlinien für Dich festgelegt hast, wie Du diese Herausforderungen angehen möchtest, und kohärente Aktionen daraus abgeleitet hast, hast Du eine gute und hilfreiche Strategie ausgearbeitet.

Ob sie jedoch wirklich erfolgreich ist, kannst Du zunächst noch nicht wissen.

Das liegt daran, dass auch die beste Strategie zunächst immer nur eine Hypothese ist. Ob sie wirklich aufgeht – oder nicht, wird erst die Zukunft zeigen. Genau wie beim Lean Startup solltest Du Deine Strategie deshalb nicht als “in Stein gemeißelt” betrachten, sondern als iterativen Prozess, den Du regelmäßig überprüfst und anpasst.

Verstehe jedes OKR als Experiment, das Du mit Hilfe von klaren Kriterien (in Form von Metriken bzw. Key Results) erst validieren musst.

Zwei Kinder in verschmutzten Laborkitteln mit aufgeregten Gesichtern führen ein verrücktes Experiment durch, umgeben von Kreidezeichnungen und Rauch, als Symbol dafür, dass jede Strategie zunächst eine Hypothese ist.
Jede Strategie ist zunächst nicht mehr als eine Hypothese.

Auf diese Weise kannst Du jedes Quartal anhand Deiner OKR überprüfen, ob Deine Strategie funktioniert oder nicht. Bist Du auf einem guten Weg, kannst Du Deinen Kurs beibehalten – falls nicht, kannst Du mit Hilfe neuer Objectives Deinen Strategiekurs anpassen. Wenn es notwendig ist, kannst Du sogar Deine Leitlinien verwerfen und auf Basis Deiner Erkenntnisse eine neue Strategie entwickeln.

Beispiel für ein “Hypothesen-OKR”

Der logische Aufbau Deiner Strategie-Umsetzung mit OKR folgt dabei den gleichen 4 Schritten, die Du auch auf der Test Card von Alexander Osterwalder findest:

  1. Hypothese: Ich glaube, dass ein Lead Magnet dazu führen wird, dass sich mehr Besucher auf meiner Webseite registrieren werden.
  2. Objective: Um das zu validieren, werde ich einen Onlinekurs “Strategie für Solopreneure” erstellen.
  3. Metrik: Dazu messe ich die Conversion-Rate (CVR) für Registrierungen.
  4. Key Result: Ich liege richtig, wenn die CVR von 0,5 auf 2 Prozent ansteigt.

Fazit

Eine gute Strategie ist weit mehr als eine Liste mit ambitionierten Zielen oder eine Sammlung vager Absichten. Sie basiert auf einer präzisen Diagnose Deiner größten Herausforderungen, formuliert klare Leitlinien zur Bewältigung Deiner Probleme und unterstützt Dich dabei, kohärente Maßnahmen abzuleiten und konsequent umzusetzen.

Eine erfolgreiche Strategie erzeugt eine Asymmetrie, indem sie aus Deinen Fähigkeiten Stärken erzeugt und gleichzeitig die Eigenschaften Deiner Wettbewerber zu Schwächen macht. Sie ist kein statischer Plan, sondern eine Hypothese, die Du regelmäßig überprüfen und anpassen musst.

Letztlich bedeutet strategisches Arbeiten, dass Du mutige Entscheidungen treffen, klare Prioritäten setzen und Dich immer wieder fragen musst: Bringt mich das, was ich tue, meinem Ziel wirklich näher? Wenn Du diesen Prozess meisterst, machst Du den entscheidenden Unterschied.

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