Ein weißer Papierflieger mit einer geschwungenen, gestrichelten Flugbahn auf rotem Hintergrund, symbolisiert Iterationen in Design Thinking, Lean Startup und Scrum.

Wie Dir Iterationen dabei helfen, Komplexität zu meistern

Wenn Du ein Business gründest, sind viele kleine Schritte viel sinnvoller, um Dich zum Ziel zu bringen, als ein ausgefeilter Masterplan, der schon nach vier Wochen nicht mehr aktuell ist. Iterationen sind Dein Schlüssel, um mit Komplexität und Ungewissheit umzugehen, wenn Du ein innovatives Produkt oder Geschäftsmodell entwickelst.

In diesem Artikel erfährst Du, was hinter dem Begriff „Iteration“ steckt, warum sie unverzichtbar für Dich als Solo-Gründer sind und wie sie Dir helfen, Unsicherheiten zu meistern.

Was ist eine Iteration?

Eine Iteration ist ein Prozess mehrfachen Wiederholens gleicher oder ähnlicher Handlungen, um sich einer Lösung anzunähern.

Im Grunde bedeutet iteratives Vorgehen also nicht mehr als dass Du Dich Schritt für Schritt Deinem Ziel näherst und dabei kontinuierlich überprüfst, was funktioniert und was nicht. Die Iteration selbst bietet Dir dabei einen Rahmen, den Du immer wieder gleich (oder zumindest ähnlich) durchführst.

Auf diese Weise erzeugst Du durch Iterationen – trotz aller Unklarheit – eine klare Struktur in Deiner Vorgehensweise, die Dir Orientierung verschafft. Das Ende einer Iteration bietet Dir immer auch die Möglichkeit zu Reflexion: Weitergehen oder Kurswechsel?

Wann ist iteratives Vorgehen notwendig?

Iterationen sind immer dann sinnvoll, wenn Du mit viel Ungewissheit und Komplexität konfrontiert bist. Denn in solchen Situationen kannst Du Dein Problem weder vorab analysieren noch einen umfangreichen Masterplan aufstellen, wie Du die Herausforderung angehen möchtest.

Iterationen helfen Dir also dabei, zu experimentieren, auszuprobieren und schnell hinzuzulernen.
Iteratives Vorgehen hilft Dir dabei, schnell hinzuzulernen.
Iteratives Vorgehen hilft Dir dabei, schnell hinzuzulernen.

Beispiel für Iterationen

Tatsächlich kennst Du Iterationen schon. Auch wenn Dir der Begriff vielleicht (noch) nicht bekannt war. Denn jedes Gesellschaftsspiel nutzt sie. Nur heißen sie hier: Spielzüge.

Ich möchte Dir das Ganze kurz am Beispiel des bekannten Legespiels Carcassonne verdeutlichen.

Komplexität in Carcassonne

Wie jedes andere Brettspiel ist auch Carcassonne durch einen hohen Grad an Komplexität gekennzeichnet. Diese Komplexität entsteht durch Spielregeln bzw. die Spielmechaniken des Legespiels.

  1. In jedem Spielzug ziehst Du eine Spielkarte, die Du zuvor nicht kennst.
  2. Jede gezogene Spielkarte bietet sehr viele Optionen, sie an die existierende Fläche anzulegen.
  3. Du kannst einen Gefolgsmann setzen und als Ritter, Wegelagerer, Mönch oder Bauern verwenden.
  4. Du weißt nicht, wie Deine Mitspieler bzw. Gegner auf Deine Spielzüge reagieren werden.
Carcassonne als Beispiel für Komplexität
Gesellschaftsspiele wie Carcassonne erzeugen Komplexität und Ungewissheit.

Das bedeutet: Jedes Mal wenn Du am Zug bist, bist Du mehr oder weniger dem Zufall ausgeliefert und musst mit dem arbeiten, was Du gerade gezogen hast. Gleichzeitig erzeugt Dein eigener Spielzug bei Deinen Mitspielern Gegenreaktionen, weil sie Dich ja nicht gewinnen lassen wollen. Jedes Mal, wenn Du am Zug bist, musst Du Deine aktuelle Situation neu bewerten.

Durch diese Komplexität ist es für Dich vollkommen unmöglich, vorab einen Plan zu entwerfen, wie Dein finales Königreich aussehen soll.

Iterationen in Carcassonne

Was ist nun die beste Strategie, um der Komplexität von Carcassonne zu begegnen? Die Lösung liegt darin, iterativ vorzugehen.

Statt einen festen Masterplan zu verfolgen, versuchst Du Dich schrittweise Deinem Ziel anzunähern. Jedes mal wenn Du an der Reihe bist, bewertest Du Deinen aktuellen Stand und lernst hinzu, ob Deine aktuelle Strategie noch funktioniert. Falls das der Fall ist, kannst Du sie weiterverfolgen. Falls nicht, nimmst Du auf Basis Deiner neuen Informationen Kurskorrekturen vor und passt Deine Strategie an.

Um Carcassonne zu gewinnen und der Komplexität ein Schnippchen zu schlagen, musst Du also kontinuierlich hinzulernen und Dich bei jedem Spielzug an neue Situationen anpassen.

Vorteile durch Iterationen

Genauso wie bei Carcassonne bieten Dir Iterationen diverse Vorteile, wenn Du bei Deiner Gründung bzw. mit Deinem Business mit viel Ungewissheit und Komplexität konfrontiert bist.

  1. Du kannst Experimente durchführen, um gezielt neue Informationen zu erlangen oder Hypothesen zu validieren. Zum Beispiel: „Akzeptieren meine Onlineshop-Kunden die Zahlung per Kreditkarte“ oder „Steigert Feature X die Zufriedenheit meiner Kunden?“
  2. Je kürzer Deine Iterationen sind, desto schneller kannst Du hinzulernen und Kurskorrekturen vornehmen.
  3. Durch kleine, schnelle Schritte reduzierst Du darüber hinaus das Risiko in eine falsche Richtung zu laufen. Deshalb sind auch widerlegte Hypothesen und Annahmen wertvoll.
Herauszufinden was nicht funktioniert ist in der VUCA-Welt genauso wertvoll wie herauszufinden, was funktioniert. In Praxis spricht man deshalb auch von Fail fast & forward.
Tests und Experimente
Tests und Experimente sind ein wichtiger Aspekt, um Iterationen erfolgreich zu nutzen.

Iterationen in agilen Methoden

Agile Methoden wie Scrum, OKR oder Design Thinking machen sich Iterationen zunutze, um Dir einen Rahmen zu geben, mit Komplexität und Ungewissheit umzugehen und helfen Dir dabei schnell hinzuzulernen. Auch beim Effectuation ist iteratives Vorgehen sinnvoll.

Iterationen in Scrum

Das agile Framework Scrum hat eine sehr formale Struktur für Iterationen, die dem Ablauf eines Spielzugs in Gesellschaftsspielen sehr nahe kommt. In Scrum nennen sich diese Iterationen Sprints, die eine maximale Dauer von einem Monat haben. Der Ablauf und Aufbau eines Sprint ist dabei immer gleich.

Jeder Sprint beginnt mit dem sogenannten Sprint Planning und wird mit der sogenannten Sprint Review und der Sprint Retrospektive beendet. Während des Sprints selbst findet an jedem Tag das Daily Scrum statt. Hier treffen sich alle Teammitglieder für eine Vierstunde, um neue Informationen und Herausforderungen miteinander zuteilen.

Falls Du Scrum noch nicht kennst und mehr über seine Funktionsweise erfahren möchtest, kannst Du Dir über den Scrum Guide einen schnellen ersten Überblick verschaffen. Dort sind die einzeln Scrum Events auch noch einmal etwas ausführlich erläutert.

Iterationen in der OKR-Methode

Ursprünglich war OKR lediglich eine Methode, um bessere Ziele zu formulieren. Seit einigen Jahren ist es jedoch üblich geworden, bei OKR ebenfalls mit Iterationen zu arbeiten.

Die Iterationen des OKR-Zyklus sind dabei von Scrum geklaut inspiriert und folgen dem gleichen Schema: In einem OKR Planning werden Objectives & Key Results formuliert und am Ende eines Quartals findet eine OKR Review bzw. OKR Retro statt. Im Gegensatz zu Scrum nutzt OKR jedoch sogenannte Weeklys (oder Bi-Weeklys) für den wöchentlichen bzw. zweiwöchentlichen Austausch über den aktuellen Stand der OKR.

Iterationen im Lean Startup

Lean Startup stützt sich auf den sogenannten Build-Measure-Learn-Zyklus, um Iterationen umzusetzen und methodisch zu verankern. Hierbei testet Du Deine Idee so einfach, schnell und kostengünstig wie möglich mit Hilfe eines Minimum Viable Product (MVP).

Durch den Feedback-Loop im Lean Startup erhältst Du frühzeitig Feedback von Deinen Kunden und Deinem Markt und kannst fundierte Entscheidungen treffen, bevor Du größere Investitionen tätigst. Außerdem spielen Metriken in dieser Art von Iterationen eine zentrale Rolle.

Iteratives Vorgehen im Design Thinking

Während Lean Startup sich auf das schnelle Testen von Geschäftsideen mit einem MVP konzentriert, liefert Dir Design Thinking kreative Techniken, um die Bedürfnisse Deiner Zielgruppe zu verstehen. Auch Design Thinking nutzt ein iteratives Vorgehen, um die neu gewonnenen Informationen zu verarbeiten.

In der Praxis bedeutet das, dass Du die 6 Design Thinking Phasen niemals linear durchläufst. Vielmehr springst Du immer dann, wenn Du neue Erkenntnisse gewonnen hast, zu einer passenden Phase zurück, um den Design Thinking Prozess von dort erneut zu beginnen.

Design Thinking ist dabei jedoch „weniger streng“ als Scrum oder OKR. Während die beiden agilen Frameworks einen festen, immer wiederkehrenden Ablauf haben, bei dem sich weder die Länge noch die Reihenfolge der Events ändert, ist das iterative Vorgehen im Design Thinking viel flexibler.

Im Design Thinking kannst bzw, musst Du je nach Situation selbst entscheiden, wo du den Neustart des Prozesses beginnen möchtest.

Fazit zu Iterationen

Iterationen sind für Dich als Solo-Gründer ein wichtiger Schlüssel, um Komplexität und Ungewissheit in der Gründungsphase zu bewältigen. Agile Methoden wie Design Thinking, Lean Startup oder Scrum unterstützen Dich dabei, mit kleinen, aber stetigen Schritten Deine Ziele zu erreichen und gleichzeitig Risiken zu minimieren.

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