6 Phasen des Design-Thinking-Prozesses

Design Thinking – In 6 Phasen vom Problem zur Lösung

In einer Welt, in der sich die Bedürfnisse Deiner Kunden ständig verändern, reicht es nicht mehr aus, einfach nur Lösungen zu entwickeln – sie müssen innovativ, kreativ und vor allem nutzerzentriert sein. Und genau hier kommt der Design-Thinking-Prozess ins Spiel. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Begriff, der in vielen Unternehmen und Start-ups zum Alltag gehört? Und wie führt Dich dieser Prozess von einem vagen Problem zu einer maßgeschneiderten Lösung?

Aufbau des Design-Thinking-Prozesses

Unabhängig davon, wie viele Phasen ein konkreter Design-Thinking-Prozess hat, ist der grundsätzliche Aufbau immer gleich. Zum einen wird stets zwischen einem Problemraum und einem Lösungsraum unterschieden. Und zum anderen beginnen beide Räume immer mit einer Phase divergenten Denkens, die von einer Phase konvergentem Denkens gefolgt wird.

Problemraum vs. Lösungsraum

Der Design-Thinking-Prozess unterscheidet zwischen einem Problemraum und einem Lösungsraum. Während es im Problemraum darum geht, ein genaues Verständnis von Kundenwünschen und den Bedürfnissen Deiner Nutzer zu erzielen, dient der Lösungsraum dazu, Ideen für die Lösung von Kundenproblemen zu entwickeln und zu testen.

Ziel des gesamten Prozesses ist es dabei natürlich, dass die entwickelte Lösung auch zum identifizierten Problem passt. In der Praxis spricht man deshalb auch vom sogenannten Problem Solution Fit.

Problemraum vs. Lösungsraum im Design-Thinking-Prozess
Problemraum vs. Lösungsraum im Design-Thinking-Prozess

Divergentes vs. konvergentes Denken

Außerdem beginnen beide Räume des Design-Thinking-Prozesses immer mit einer Phase divergenten Denkens, auf die eine Phase des konvergenten Denkens folgt. (Divergent heißt dabei so viel wie “ausstreuend”, während konvergent in etwa “aneinander annähernd” bedeutet.)

Jeder der beiden Räume des Design-Thinking-Prozesses startet also mit einer Phase kreativen Denkens, in der es darum geht, den Denkraum möglichst weit zu fassen bzw. zu öffnen. Erst dann, wenn ein möglichst großer Pool an Ideen und Erkenntnissen zusammengekommen ist, wird der Denkraum wieder “geschlossen” und eine Definition des Problems bzw. eine konkrete Idee für eine Lösung entworfen.

Die 4 Phasen im Double Diamond

Häufig werden die beiden Räume des Design-Thinking-Prozesses deshalb als Rauten dargestellt, weshalb man beim Design Thinking auch gerne vom sogenannten Double Diamond spricht. Die vier Phasen des Double Diamonds sind Discover (entdecken), Define (definieren), Develop (entwickeln) und Deliver (liefern).

Die 6 Phasen des Design-Thinking-Prozesses

Auch wenn durch den Double Diamond im Prinzip bereits 4 Design-Thinking-Phasen vorhanden sind, gibt es kein (mir bekanntes) Modell, dass nur diese vier Phasen verwendet. Stattdessen werden diese 4 Phasen noch weiter unterteilt, sodass ein Prozess mit 6 bzw. manchmal 5 Phasen entsteht. Das bekannteste ist dabei das 6-Phasen-Modell des Hasso Plattner Institute of Design:

  1. Kontext verstehen
  2. Menschen beobachten (Empathie)
  3. Sichtweise definieren
  4. Ideen entwickeln
  5. Prototypen bauen
  6. Prototypen testen

Legst Du diese sechs Phasen über den Double Diamond, ergibt sich der folgende Aufbau:

Kontext verstehen

In der ersten Phase des Design-Thinking-Prozesses geht es vor allem darum, Deine Ausgangssituation klar zu verstehen und ein Gefühl für alle relevanten Faktoren des Kontextes zu erreichen. Du öffnest also Deinen Problemraum (Stichwort divergentes Denken), indem Du Themenfelder entdeckst, mit denen Du Dich anschließend intensiver auseinandersetzen sollest. Wenn Du so möchtest, geht es erstmal darum, Dir einen Überblick zu verschaffen und eine Art “Forschungsplan” aufzustellen.

  • Welches Problem soll überhaupt gelöst werden?
  • Wer hat dieses Problem und wann tritt es auf?
  • Wie wird das Problem aktuell gelöst?
  • Welche anderen Themen beschäftigen Deine Zielgruppe?
  • Welche soziokulturellen, technischen, ökonomischen oder politischen Faktoren spielen eine Rolle?

In dieser Phase kannst Du auf Methoden wie Sekundärforschung, die PEST- bzw. STEP-Analyse oder sogar die Business Model Environment Map zurückgreifen.

Menschen beobachten

Wenn Du den Kontext des Problems verstanden hast, gehst Du dazu über, die Lebenswelt Deiner Zielgruppe besser zu verstehen. Wie stellt sich das Problem aus ihrer Sicht dar? Welche Ziele möchten sie erreichen und vor welchen konkreten Herausforderungen stehen sie aktuell? Weil es in dieser Phase vor allem darum geht, Dich in Deine Nutzer hineinzuversetzen, wird diese Phase des Design-Thinking-Prozesses manchmal auch als Emphathize bezeichnet.

Auch hier kannst Du auf ein großes Füllhorn an Methoden zurückgreifen. Angefangen bei explorativen Interviews bis hin zum sogenannten User Shadowing beispielsweise durch A Day in the Life oder Fly on the Wall. Hierbei beobachtest Du Deine Nutzer in ihrem Alltag, um zu erkennen, wie sie versuchen, ihre Herausforderungen zu bewältigen.

Sichtweise definieren

In der dritten Phase des Design-Thinking-Prozesses werden die Ergebnisse aus den beiden vorangegangenen Phasen zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. (Manchmal wird diese Phase deshalb auch “Synthese” genannt.) Hier geht es also um fragen wie “Was sind die spannendsten Erkenntnisse?” oder “Wo eröffnen sich die größten Möglichkeiten für eine Lösung?”

Die hier entstehenden Ergebnisse bilden damit die Grundlage für die Entwicklung einer potenziellen Lösung. Methodisch wird dazu gerne auf Tools wie Personas, das Value Proposition Canvas oder auch eine Empathy Map zurückgegriffen.

Ideen entwickeln

Die vierte Phase öffnet den Lösungsraum des gesamten Design-Thinking-Prozesses. Hier geht es zunächst darum, möglichst viele Ideen zu entwickeln, ohne diese direkt zu bewerten oder gar sofort wieder zu verwerfen. Diese Phase ist wahrscheinlich diejenige, die einem am ehesten in den Kopf kommt, wenn man den Begriff Design Thinking hört.

Methodisch wird dabei auf alles zurückgriffen, was die Kreativität aller Teilnehmer eines Design-Thinking-Workshops fördert. Angefangen beim klassischen Brainstorming, Brainwriting oder den 6 Denkhüten von de Bono bis hin zur 15%-Solution aus den Liberating Structures oder der SCAMPER-Methode.

Prototypen bauen

In dieser Phase wählst Du aus den vielen potenziellen Ideen die besten aus, um sie auf “Herz und Nieren” zu überprüfen. Du setzt vielversprechende Lösungsideen also nicht direkt um, sondern validierst sie weiter. Sprich: Du baust in dieser Phase des Design-Thinking-Prozesses einen Prototypen und testest ihn anschließend.

Je teurer bzw. aufwändiger die tatsächliche Umsetzung dieser Lösung wäre und je ungewisser es ist, ob sie wirklich funktioniert, desto einfacher und kostengünstiger sollte Dein Prototyp dabei sein.

In dieser Phase kannst Du beispielsweise auf Papierprototypen, Mock-ups oder Minimum Viable Products zurückgreifen. Sind diese erfolgreich, kannst Du den Prototypen aufwändiger gestalten, und zum Beispiel die Methode Wizard of Oz nutzen.

Prototypen testen

Dein Prototyp ist zunächst einmal nur eine Hypothese. Denn Du weißt ja noch gar nicht, ob Deine Produktidee, die gerade entsteht, wirklich funktioniert. Deshalb ist Feedback von Nutzern ein integraler Bestandteil des gesamten Design-Thinking-Prozesses.

In dieser Phase zeigst Du Deinen Prototypen deshalb den Kunden und Nutzern Deiner Zielgruppe. Im besten Fall lässt Du sie Deinen Prototypen schon direkt und aktiv nutzen. Das aus dieser Phase erhaltene Feedback kannst Du dann für alle weiteren Wiederholungen des Design Thinking Prozesses verwenden, um Deine Produktidee weiter zu verfeinern und anzupassen.

Alternativer Design-Thinking-Prozess mit 5 Phasen

Manchmal begegnet Dir neben dem oben dargestellten Design-Thinking-Prozess mit 6 Phasen auch ein Aufbau, der nur 5 Phasen hat. Meistens lautet der Ablauf der einzelnen Phasen dann:

  1. Empathie haben
  2. Definiere das Problem
  3. Generiere Ideen
  4. Baue einen Prototypen
  5. Teste Deine Lösung

Der Unterschied besteht hier darin, dass in diesem Prozess die beiden ersten Phasen (Verstehen & Beobachten) miteinander verschmolzen werden.

Das mag auf den ersten Blick kein großer Unterschied sein, aber ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr viel Sinn ergibt, beides möglichst klar voneinander zu trennen. Gerade dann, wenn Du erst mit dem Design Thinking beginnst, empfehle ich Dir deshalb, das Modell mit den 6 Phasen anzuwenden.

Der Design-Thinking-Prozess verläuft nicht linear

Auch wenn ich Dir den Design-Thinking-Prozess hier so vorgestellt habe, als gäbe es eine lineare Abfolge, kommt das in der Praxis nur sehr selten vor. Tatsächlich führen Erkenntnisse in jeder Phase dazu, dass Du noch einmal zu einer vorherigen Phase zurückspringst und dort neu ansetzt.

Selbst dann, wenn Du den Prozess einmal ohne Probleme von Anfang bis Ende durchlaufen haben solltest, beginnst Du ihn dann noch einmal ganz von vorne. Design Thinker bezeichnen den Prozess deshalb auch als iterativ. Eine Iteration ist die kontinuierliche Wiederholung gleicher (bzw. ähnlicher) Handlungen, um sich einer Lösung anzunähern. Dieses Vorgehen hat Design Thinking zum Beispiel auch mit der Scrum gemeinsam.

Fazit zum Design-Thinking-Prozess

Der Design-Thinking-Prozess bietet Dir einen klar strukturierten Ansatz, um komplexe Probleme kreativ und nutzerzentriert zu lösen. Durch die Unterscheidung zwischen Problem- & Lösungsraum und den Wechsel zwischen divergenten und konvergenten Denkphasen hilft er Dir dabei, innovative Ideen zu entwickeln und diese systematisch und strukturiert zu überprüfen.

Egal ob Du dabei das klassische 6-Phasen-Modell oder die alternative 5-Phasen-Variante anwendest: Der Prozess bleibt flexibel und iterativ, was eine ständige Anpassung und Verbesserung Deiner Lösungen fördert.

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