
Mit der Test Card Hypothesen in Erkenntnisse verwandeln
Die Test Card von Strategyzer ist ein wirklich hilfreiches Werkzeug, das ich Dir nur wärmstens ans Herz legen kann. Gerade dann, wenn Du in agilem Arbeiten oder Lean Startup noch nicht sonderlich bewandert bist, unterstützt Dich das Tool von Alexander Osterwalder dabei, bei der Durchführung von Tests & Experimenten nichts Wichtiges zu übersehen. (Gleichzeitig ist die Test Card sehr einfach aufgebaut und intuitiv nutzbar.)
Der Hauptzweck der Test Card besteht dabei darin, die von Dir aufgestellten Hypothesen und erkannten Annahmen (die Du beispielsweise durch ein Assumption Mapping ermittelt hast) in validierte Erkenntnisse zu verwandeln.
Inhaltsverzeichnis
In 4 Schritten die Test Card ausfüllen
Die Test Card beinhaltet vier wichtige Schritte, die ich Dir in den folgenden Abschnitten ausführlich vorstelle.
- Hypothese notieren
- Experiment bzw. Test definieren
- Metrik auswählen
- Kriterium festlegen
Schritt 1: Hypothese notieren
Im ersten Schritt der Test Card notierst Du die von Dir aufgestellte Hypothese, die Du überprüfen möchtest. Darüber hinaus hältst Du fest, wie kritisch diese Hypothese für den Erfolg Deines darauf aufbauenden Geschäftsmodells ist. Dabei nutzt Du eine einfache Skala von gering, mittel bis hoch.
Wenn Du zum Beispiel Onlinekurse für Solo-Gründer anbieten möchtest und diese Kurse kostengünstig als Abonnement anbieten möchtest, dann würde eine Deiner Hypothesen folgendermaßen lauten:
Ich glaube, dass Solo-Gründer bereit sind, ein monatliches Abonnement abzuschließen, um meine Online-Tutorials zu nutzen. (hoch)
Schritt 2: Experiment bzw. Test definieren
Statt nun direkt daranzugehen, einen kompletten Online-Kurs zu entwickeln und diesen über Deine Internetseite im Abo anzubieten, solltest Du zuvor validieren, ob Deine Webseitenbesucher auch wirklich bereit sind, ein Abo abzuschließen. Deshalb definierst Du im nächsten Schritt der Test Card ein Experiment bzw. Minimum Viable Product, mit dessen Hilfe Du Deine Hypothese bestätigen bzw. widerlegen möchtest.
In unserem Beispiel könntest Du Deinen (noch nicht hergestellten) Online-Kurs in Deinem Webshop einbinden. Gleichzeitig nutzt Du einen Fake-Button, der (nur scheinbar) die Abo-Funktion anbietet. (Der Button funktioniert also nicht wirklich.)

Der zweite Schritt auf der Test Card lautet daher:
Um das zu validieren, werde ich den Abo-Abschluss mit Hilfe eines Buttons in meinem Webshop simulieren.
Kosten & Zuverlässigkeit
Über zwei weitere einfache Skalen auf der Test Card hältst Du außerdem die Kosten für diesen Test fest (gering, mittel, hoch) und für wie zuverlässig Du die daraus resultierenden Ergebnisse bzw. Daten hältst (gering, mittel, hoch).
Um den Onlinekurs als Produkt in Deinem Webshop anzubieten, benötigst Du außer ein paar schönen Produktbildern und einer Beschreibung nicht besonders viel. Auch ein Fake-Button, der ein Pop-up öffnet, das bei einem Klick meldet, dass es sich lediglich um ein Experiment handelte, ist relativ einfach einzurichten. Die Kosten für Dein Experiment sind deshalb gering.
Die Zuverlässigkeit Deines Experimentes ist jedoch sehr hoch. Weil Deine Besucher nicht erkennen können, dass Dein Onlinekurs noch gar nicht existiert, ist die Test-Situation für Deine Interessenten nicht von einem realen Kauf zu unterscheiden.
Im Lean Startup spricht man auch einem sogenannten Fake-Door-Test.
Schritt 3: Metrik auswählen
Das dritte Element der Test Card definiert die Metrik, die Du durch Deinen Test erheben möchtest. Dieses Element ist ganz besonders wichtig, um Deinen Test auch wirklich objektiv überprüfbar zu machen.
In unserem Beispiel lautet der dritte Schritt der Test Card:
Dazu messe ich, wie viele Produktseiten-Besucher auf den Abo-Button klicken.
Über eine weitere 3-Punkte-Skala gibst Du an, wie lange Du Dein Experiment laufen lassen möchtest (kurz, mittel, lang).
Schritt 4: Kriterium festlegen
Der vierte Schritt der Test Card ist oft schwierig, vorab zu definieren. Allerdings solltest Du auf keinen Fall darauf verzichten. Denn hier legst Du für Dich selbst fest, nach welchem Kriterium Du Dein Experiment als Erfolg betrachten möchtest.
Gehen wir einmal davon aus, dass Du durch die Abonnements Deiner Online-Tutorials 1.000 € im Monat verdienen möchtest. Gleichzeitig möchtest Du das Abonnement für 10 € pro Monat anbieten. Rein rechnerisch benötigst Du also 100 aktive Abonnements, damit Du Deinen anvisierten Profit erreichst.
Wenn es Dir gelingt, 10.000 Besucher auf Deine Produktseite zu lenken, müsstest Du deshalb 1 Prozent aller Produktseiten-Besucher von einem Abo-Abschluss überzeugen können. Ein mögliches Kriterium für Dein Experiment könnte deshalb wie folgt lauten:
Ich liege richtig, wenn dieser Test eine Conversion Rate von 1 % (oder mehr) erzielt.
Es ist wichtig, dass Du wirklich aussagekräftige Metriken zur Bestätigung Deiner Hypothese verwendest. Im Lean Startup wird deshalb auch zwischen sogenannten Fassadenmetirken (Vanity Metrics) und handlungsorientierten Metriken (Actionable Metrics) unterschieden.
Komplettes Beispiel für die Test Card
Zusammengefasst sieht unsere Test Card nun wie folgt aus:
- Ich glaube, dass Solo-Gründer bereit sind, ein monatliches Abonnement abzuschließen, um meine Online-Tutorials zu nutzen.
- Um das zu validieren, werde ich den Abo-Abschluss mit Hilfe eines Buttons in meinem Webshop simulieren.
- Dazu messe ich, wie viele Produktseiten-Besucher auf den Abo-Button klicken.
- Ich liege richtig, wenn dieser Test eine Conversion Rate von 1 % (oder mehr) erzielt.
Nun musst Du nur noch festhalten, wie lange Du Deinen Test laufen lassen möchtest, bis Du die Ergebnisse auswertest.
Vergiss nicht, dass auch widerlegte Hypothesen wertvolle Informationen für Dich darstellen!
Denn gerade zu einem frühen Zeitpunkt vermeidest Du dadurch, viel Arbeit und Zeit in ein Produkt zu investieren, das später niemand haben möchte.

Je früher Du also erkennst, dass Du in die falsche Richtung gehst, desto besser. Es heißt ja nicht umsonst fail fast & forward!
Fazit zur Test Card
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Test Card eines der hilfreichsten Tools ist, die ich kenne. Besonders wenn Du Anfänger bist, solltest Du sie ausgiebig nutzen. Denn sie sorgt dafür, dass Du Dir intensive Gedanken über passende Tests zu Deinen Hypothesen machst. Gleichzeitig musst Du Dir immer überlegen, welche Metriken geeignet sind, um Deine Erkenntnisse objektiv zu messen und nach welchen Kriterien Du Deine Tests als Erfolg betrachten möchtest.
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