Ein altes mechanisches Schreibmaschinen-Layout mit dem Wort Objectives auf Papier veranschaulicht die Bedeutung klar formulierter Ziele im OKR-System und zeigt, dass das Schreiben von Objectives kein Hexenwerk ist.

OKR formulieren – Die ultimative Anleitung

Du möchtest OKR formulieren, aber bist noch neu in der Methode und weißt nicht genau, worauf Du achten solltest? Dann bist Du hier genau richtig! Denn gute OKR-Formulierungen sind kein Hexenwerk. Mit ein wenig Übung und den richtigen Tipps wird es Dir leicht gelingen, immer bessere OKR festzuhalten.

Damit Du nichts Wichtiges übersiehst, habe ich Dir in meiner ultimativen Anleitung alle Aspekte, auf die Du für perfekte Objectives & Key Results achten solltest, in diesem Artikel zusammengefasst. Mit dieser Anleitung kann wirklich nichts mehr schiefgehen!

Objectives für Deine OKR formulieren

Das Objective ist das qualitative Element Deiner OKR-Formulierung. Für ein gutes Objectives solltest Du auf sechs verschiedene Punkte achten:

  1. Inspiration & Resonanz
  2. Bezug zu einem übergeordneten Ziel
  3. Einfache Sprache
  4. Objectives sind Etappenziele oder konkrete Hebel
  5. Du kannst Dein Objective autonom erreichen
  6. Objectives sind frei von Metriken

Sorge für Inspiration & Resonanz

Einer der am meisten übersehenen Aspekte eines wirklich gelungenen Objectives ist, dass es Dich inspirieren soll. Es ist ungemein wichtig, dass es Resonanz erzeugt und Dich wirklich „zum Schwingen“ bringt. Deshalb solltest Du stets den emotionalen Faktor berücksichtigen, wenn Du das Objective Deines OKR formulierst.

Gut formulierte OKR erzeugen Resonanz und Inspiration
Gut formulierte OKR erzeugen Resonanz und Inspiration
Mehr dazu findest Du auch in meinem Artikel Resonante Ziele formulieren, die Dich wirklich inspirieren.

Achte auf den Bezug zu einem übergeordneten Ziel

Objectives & Key Results bringen Dich nur dann wirklich weiter, wenn sie auf ein übergeordnetes, strategisches Ziel einzahlen. Wenn Du Deine OKR formulierst, solltest Du deshalb immer darauf achten, dass Dein Objective einen Bezug zu Deiner Strategie hat und nicht einfach „im luftleeren Raum hängt“.

Eine gute Methode, um den längerfristigen Horizon nicht aus dem Blick zu verlieren, sind sogenannte Moals (Midterm Goals).

Drücke Dich leicht verständlich aus

Drittens sollen OKR für Transparenz und Klarheit sorgen. Da hilft es Dir nicht, Dich in kryptischen Formulierungen zu verlieren, die mit Buzzwörtern, „Fachchinesisch“ oder Spezialbegriffen gespickt sind. Im Grunde musst Du jedes Objective einer vollkommen unbeteiligten Person vorlesen können und diese weiß dann sofort, was Du vorhast.

Enigma-ObjectiveEinfache OKR-Formulierung
Meine Marketingstrategie durch datengetriebenes Targeting und Conversion-Optimierung skalieren, um die Customer Engagement Rate zu maximieren.Meine Marketingmaßnahmen optimieren, damit Kunden häufiger mit meinen Inhalten interagieren.

Formuliere Dein OKR als Etappenziel & konkreten Hebel

Viertens solltest Du im Hinterkopf behalten, dass Objectives keine Ziele bzw. eine besondere Art von Zielen sind. Das klingt jetzt auf den ersten Blick vielleicht ein wenig verwirrend für Dich. Der Unterschied wird jedoch deutlicher, wenn Du Dir die englische Unterscheidung zwischen Objectives auf der einen und Goals auf der anderen Seite anschaust.

  • Ein Goal hat eine eher langfristige Ausrichtung und soll Dir eine Richtung vorgeben. Zum Beispiel könntest Du festhalten: „Mein Business soll eine führende Anlaufstelle für Freelancer werden.“
  • Ein Objective hingegen ist ein konkreter, erreichbarer Zustand, der innerhalb eines kürzeren Zeitraums erreicht werden soll. (Und dabei hilft, das Ziel – im Sinne von Goal – zu erreichen.
Goals sind nicht das Gleiche wie Objectives
Goals sind nicht das Gleiche wie Objectives.
Ein gutes Objective sollte deshalb eine Art Wegpunkt, Etappenziel oder konkreter Hebel sein, um Dein Ziel zu erreichen.

Stell Dir das Ganze wie bei einer Urlaubsreise vor: Wenn Du sagst, dass Du „den außergewöhnlichsten Sommerurlaub Deines Lebens verbringen“ möchtest, kann das sehr viel (wenn nicht sogar alles Mögliche) bedeuten. Wenn Du hingegen formulierst, dass Du „mit Deiner Familie einen erholsamen Urlaub in Carcassonne verbringen“ möchtest, ist Dein Objective schon sehr viel expliziter und klarer.

Problematisches ObjectiveAlternative OKR-Formulierung
Den außergewöhnlichsten Sommerurlaub Deines Lebens verbringen.Mit meiner Familie einen erholsamen Urlaub in Carcassonne verbringen.

Um wirklich gute Objectives zu formulieren, solltest Du deshalb auch sogenannte Evergreens vermeiden. Evergreens sind Ziele oder Wünsche, die immer und für alle Zeiten gültig sind. Deshalb solltest immer versuchen, Evergreens in ein spezifischeres Objective zu verändern.

Formuliere OKR, die Du aus eigener Kraft erreichen kannst

Fünftens solltest Du bei der Formulierung Deines Objectives bzw. OKR darauf achten, dass Du auch aktiv daran arbeiten kannst. Vermeide es deshalb, Dich bei Deinen Objectives von anderen abhängig zu machen.

Im besten Fall hat Dein OKR eine klare Handlungsorientierung und bietet Dir eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Du darauf einwirken kannst.

Gute Objectives sind frei von Metriken

Weil Objectives das qualitative Element Deines Ziels darstellen, müssen sie auch frei von Metriken sein. Denn auch wenn Metriken natürlich eine wichtige Rolle in der OKR-Methode spielen, verwässern sie die Aussage Deines Objectives: Weil sie naturgemäß zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. (Die Trennung zwischen Objective auf der einen und Key Results auf der anderen Seite existiert ja nicht ohne Grund.)

Eliminiere Metriken und Zahlen in Deinem Objective.
Eliminiere Metriken und Zahlen in Deinem Objective.

Falls Du Metriken in Deinem Objective entdeckst, solltest Du überlegen, diese in ein Key Result auszugliedern.

Key Results für Deine OKR formulieren

Key Results sind das quantitative Element von OKR. Um gute Key Results zu formulieren, solltest Du auf folgende 5 Punkte achten:

  1. Nutze immer eine Metrik
  2. Mache Fortschritt sichtbar
  3. Miss Ergebnisse (Outcome)
  4. Formuliere anspruchsvolle Key Results
  5. Achte auf Unabhängigkeit

Nutze immer eine Metrik

Wenn Du Deine OKR formulierst, musst Du vor allem darauf achten, dass Deine Key Results objektiv überprüfbar und messbar sind. Das heißt, das jedes Key Result immer eine Metrik hat – keine Metrik, kein Key Result.

Erzeuge Messbarkeit durch Metriken

Eine häufige Stolperfalle bei der Formulierung von OKR ist die Nutzung von Alle oder Jeder in den Key Results. Das erzeugt jedoch Allgemeinplätze, die wenig hilfreich sind. Sehr oft sind solche Key Results auch „getarnte Objectives“. Du solltest also auch in Betracht ziehen, aus einem solchen Schlüsselergebnis ein eigenständiges OKR zu machen.

Beispiele für ungenaue Key ResultAlternative Formulierungen
Alle Kunden kennen meinen Webshop.65 % aller Seitenbesucher rufen meinen Webshop auf.
Jede Kundenfrage wird innerhalb eines Tages beantwortet.85 % aller Kundenanfragen werden innerhalb von 24 Stunden beantwortet.
Die neue Webseite ist online.500 Besucher haben meine neue Webseite besucht.

Vermeide Verschachtelungen

Achte allerdings darauf, dass jedes Key Result nur eine einzige Metrik hat und Du nicht mehrere Bedingungen oder Metriken miteinander verschachtelst. Denn dadurch entstehen sogenannte Matrjoschka-Key-Results, die mehr verwirren als helfen.

Matrjoschka-Key-Results
Matrjoschka-Key-Results senken die Transparenz Deiner OKR-Formulierung.
Matrjoschka-Key-ResultVereinfachtes Key Result
3 von 5 Lernern bewerten 4 von 5 Onlinekursen mit mindestens 4 Sternen.Die durchschnittliche Bewertung meiner Onlinekurse steigt von 2,1 auf 3,5 Punkte.

Für gute Key Results solltest Du deshalb solche Verschachtelungen vermeiden und immer nur eine einzige Metrik nutzen.

Mache Fortschritt sichtbar

Häufig werden die Key Results eines OKR auch so formuliert, dass sie lediglich entweder wahr oder falsch sein können. Das führt jedoch dazu, dass Dein Fortschritt während des OKR-Zyklus „unsichtbar“ wird. Solche Wahr-oder-falsch-Key-Results können in der Praxis unheimlich frustrierend für Dich sein, weil Du erst zum Ende des OKR-Zyklus ein Ergebnis ermitteln kannst.

Oft entsteht dadurch außerdem das Bedürfnis, Deinen Fortschritt zu schätzen und geratene Prozentzahlen beim Check-in einzutragen, um irgendwie Deinen geleisteten Aufwand sichtbar zu machen.

Verwende Start- und Zielwerte

Dieses Problem kannst Du vermeiden, indem Du zu Deinem Key Result einen Startwert hinzufügst. Leider ist das nur dann möglich, wenn die Metrik bereits existiert und damit ein Ausgangswert vorhanden ist. Führst Du die Metrik mit Deinem OKR erst ein, bleibt Dir häufig nichts anderes übrig, als ein Wahr-oder-falsch-Key-Result zu formulieren.

Start- und Zielwerte für Key Results helfen dir dabei, Fortschritte sichtbar zu machen.
Start- und Zielwerte für Key Results helfen dir dabei, Fortschritte sichtbar zu machen.
Beispiele für Wahr-oder-falsch-Key-ResultsKey Results mit Start- und Zielwert
Mein Onlinekurs wird im Durchschnitt mit mindestens 3,5 von 5 Sternen bewertet.Die durchschnittliche Bewertung meines Onlinekurses steigt von von 1,3 auf mindestens 3,5.
Jedes Kursvideo wird mindestens 2 Minuten anschaut.Die durchschnittliche Betrachtungszeit von Kursvideos steigt von 32 auf 120 Sekunden.

Miss Ergebnisse

Ein ebenfalls sehr häufig anzutreffendes Phänomen bei der OKR-Formulierung ist das Aufschreiben von Aktivitäten oder Aufgaben als Key Result. Meistens liegt das vor allem daran, dass diese Dinge sehr viel leichter und einfacher messbar sind.

Denke immer daran, dass es sich um Key Results und nicht um Key Doings handelt.

Du solltest Dich deswegen immer fragen: „Woran erkenne ich, dass ich mein Ziel erreicht habe, wenn all diese Doings erledigt sind?“

Outcome vs. Output

Um Dir diesen Unterschied bewusst zu machen, ist es hilfreich, zwischen Output und Outcome zu unterscheiden. Während der Output das direkte Ergebnis Deiner Aktivitäten (Input) ist, ist der Outcome das Resultat, das Du durch den Output erzeugen möchtest.

Key Result mit OutputKey Result mit Outcome
In meinem Blog gibt es 25 neue Artikel zum Thema Lean Startup.Die monatlichen Besucherzahlen in meiner Kategorie Lean Startup steigen von 100 auf 1.000.
Ausführlich habe ich das Thema in meinem Artikel Warum Outcome wichtiger als Output ist beleuchtet. Dort findest Du noch viele weitere hilfreiche Tipps, wie Du mit dieser Problematik umgehen kannst.

Ein positiver Nebeneffekt solcher outcome-orientierter Key Results ist außerdem, dass sie Dir mehr Flexibilität ermöglichen. Heißt: Wenn Du feststellst, dass wenn Dein Output (25 Blogartikel schreiben) nicht den gewünschten Outcome (1000 Besucher in der Kategorie Lean Startup) erzeugt, kannst Du umschwenken, ohne Dein Key Result anpassen zu müssen. (Zum Beispiel könntest Du 80 von 100 bereits existierenden Artikeln der Kategorie aktualisieren oder 20 Gastartikel auf anderen Plattformen schreiben, die auf Deine Lean-Startup-Kategorie verlinken.)

Motivierende Key Results sind anspruchsvoll

Um Motivation zu erzeugen, müssen Key Results anspruchsvoll sein. Damit das geschieht, dürfen sie deshalb weder zu leicht noch zu schwer sein.

  • Sind sie zu schwer, liegt die Messlatte so hoch, dass Du schon gar keine Lust mehr dazu hast, überhaupt anzufangen.
  • Sind sie zu leicht, bist Du unterfordert und bewegst Dich nur innerhalb Deiner Komfort-Zone.

Setzt Du Deine Key Results jedoch genau richtig, entsteht eine starke Motivation, die auch als Flow-Erleben bekannt ist. Deshalb solltest Du stets versuchen, den „Honigtopf“ zwischen Erreichbarkeit und Niveau zu treffen, wenn Du Deine OKR formulierst.

Formuliere erreichbare Key Results

Viele Solo-Gründer, die damit beginnen, OKR zu nutzen, beachten oft nicht, was ohnehin schon alles passiert (Stichwort Tagesgeschäft). Es nützt Dir jedoch nichts, hehre Ziele aufzuschreiben, wenn Dein Schreibtisch sowieso schon überquillt.

Setze Deine Key Results deshalb so, dass Du auch das Gefühl hast, sie innerhalb von drei Monaten erreichen zu können.

Hier kannst Du auf viele verschiedene Techniken und Methoden wie zum Beispiel Ecocycle Planning zurückgreifen, um Dir mehr Freiraum und Luft für Deine strategischen Ziele zu verschaffen.

Sorge für ein ausreichendes Niveau

Auch wenn Key Results prinzipiell erreichbar sein sollen, wenn wirklich „alles läuft wie am Schnürchen“, sollten sie gleichzeitig anspruchsvoll sein. Das heißt, wenn Du Dein Schlüsselergebnis zu 100 % erreichen willst, musst Du Dich im besten Fall also ordentlich strecken.

Durch anspruchsvolle OKR-Formulierungen entsteht das, was als Stretch Goal bekannt ist. Stretch Goals bedeutet, dass ein zu 70 % erreichtes Key Result bereits ein gutes Ergebnis ist. Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass Du bereits in Deinem Planning davon ausgehst, sowieso nur 70 Prozent zu erreichen. Diesen schmalen Grat zwischen Erreichbarkeit und Niveau mit Key Results zu treffen, erfordert zugegebenermaßen etwas Übung.

Formuliere Key Results Deiner OKR unabhängig voneinander

Damit das Scheitern eines einzelnen Key Results nicht dazu führt, dass Du einige andere (oder schlimmstenfalls sogar alle anderen) Key Results ebenfalls nicht mehr erreichen kannst, solltest Du sie unabhängig von einander formulieren.

Meistens entstehen voneinander abhängige oder aufeinander aufbauende Key Results, weil Du in Aktivitäten denkst. Eine simple Lösung dieses Problems kann es deshalb sein, die ersten Schritte einfach wegzulassen und lediglich das letzte Key Result beizubehalten. (Weil es ja das ist, „was am Ende rauskommen“ soll.)

Vermeide Meilensteine

Falls Du Meilensteile als Key Result nutzt, ist das außerdem ein starkes Indiz dafür, dass es sich eher um „getarnte Objectives“ handelt. Der zweite Meilenstein wäre demnach schon ein mögliches Objective für das folgende Quartal.

In der Regel kannst Du alle Meilensteine bist auf den letzten streichen. (Weil Du ja ohnehin planst, auch dieses Etappenziel innerhalb eines OKR-Zyklus zu erreichen.)

Beispiele für Meilenstein-Key-ResultsAlternative Formulierung
Der Webshop ist eingerichtet.Der Umsatz mit Online-Produkten steigt von 0 auf 5.000 €.
Die ersten 25 Produkte sind online.
Der Onlineshop erzeugt 5.000 € Umsatz.

Fazit

Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen Tipps dabei helfen, bessere OKR zu formulieren. Nicht immer wird es Dir gelingen, wirklich jeden hier aufgeführten Punkt angemessen zu berücksichtigen. Deshalb solltest Du nicht immer krampfhaft daran festhalten und auf Biegen und Brechen versuchen, jeden davon zu erfüllen.

Wie bei allem anderen auch erfordert es ein wenig Übung, gute OKR zu formulieren. Und wenn es Dir einmal partout nicht gelingen will, solltest Du nicht vergessen, dass schon in drei Monaten der nächste OKR-Zyklus beginnen wird, wo Du es wieder ein kleines bisschen besser machen kannst.

Du hast Schwierigkeiten mit Deiner OKR-Formulierung und es läuft nicht so, wie Du Dir das vorgestellt hast? Tritt unserer scamper Gruppe Strategie für Solo-Gründer bei und hol Dir Feedback & Unterstützung!

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