Schlechte OKR Beispiele – Ein Mann in kariertem Hemd steht vor einem roten Hintergrund und hält sich frustriert die Hände vor das Gesicht. Symbolisiert die Herausforderungen und Frustrationen, die durch schlecht formulierte OKRs entstehen können.

8 Beispiele für schlechte OKR und wie Du’s besser machst

Objectives & Key Results (OKR) sind in vielen Unternehmen mittlerweile die beliebteste Methodik, um Ziele zu formulieren. Aber auch für Dich als Sologründer sind OKR ein nützlicher Ansatz, um Deine strategischen Ziele zu verfolgen. Im Internet findest Du zahlreiche OKR-Beispiele, die Dir dabei helfen sollen, bessere OKR zu formulieren.

Das ist zwar alles ganz nett zu lesen, bringt Dich jedoch nicht wirklich weiter. Denn Du kannst diese Beispiele ja nicht einfach kopieren und als OKR für Dich übernehmen. Viel hilfreicher ist es deshalb, problematische und schlechte OKR erkennen zu können, um dann zu überlegen, wie Du diese Fehler vermeiden kannst.

In diesem Artikel stelle ich Dir deshalb 8 Beispiele für schlechte OKR vor und zeige Dir, warum sie problematisch sind, damit Du diese Fehler bei Deinen eigenen OKR vermeiden kannst. Außerdem gebe ich Dir immer auch ein mögliches positives Beispiel, wie Du das jeweilige OKR verbessern kannst.

OKR-Beispiele mit problematischen Objectives

In den ersten 2 OKR-Beispielen geht es um häufig anzutreffende Probleme bei den Objectives: Zum einen das Evergreen-Objective und zum anderen das Finalsatz-Objective.

Evergreen-Objective

Berglandschaft mit einem klaren, türkisfarbenen See, umgeben von hohen, immergrünen Nadelbäumen, mit einem schneebedeckten Gipfel im Hintergrund. Die immergrünen Bäume symbolisieren „Evergreen“-Inhalte, die langfristig Bestand haben. Im Gegensatz dazu steht das OKR-Prinzip, das regelmäßige Anpassungen und Fortschritt betont – vergleichbar mit dem stetigen Wandel in der Natur.

In diesem OKR-Beispiel hast Du Dein Objective als Evergreen formuliert, der für immer und für alle Zeiten gültig ist. Deshalb ist überhaupt keine einzige Situation denkbar, in der dieses Objective nicht sinnvoll wäre. Dadurch verliert dieses Objective jedoch an Aussagekraft, weil es eben selbstverständlich ist.

Evergreen-Objective: Ich begeistere meine Blogbesucher!

Lösungsansatz: Formuliere Dein Objective als spezifischen Zustand

Man könnte auch sagen, dass das obige Objective Business-Bla-Bla ist. (Denn wer will schon keine begeisterten Blogbesucher haben?)

Eine gute Möglichkeit, um Evergreen-Objectives zu erkennen, ist der Wiederholbarkeits-Test. Dabei stellst Du Dir die simple Frage: „Könnte ich dieses Objective im nächsten OKR Zyklus wieder genauso formulieren?“ Falls Du Dir diese Frage mit „Ja“ beantworten musst, hast Du leider ein Evergreen-Objective formuliert.

Um Evergreen-Objectives zu vermeiden, solltest Du Dir Dein Objective deshalb als Aussichtspunkt oder Etappenziel vorstellen:

  • Welche neuen Perspektiven ermöglicht Dir das Erreichen Deines Objectives?
  • Welche neuen Ziele, OKR oder Moals kannst Du von Deinem Aussichtspunkt aus entdecken?
  • Formuliere Dein Objective als abgeschlossenen, spezifischen Zustand, der genau das wiedergibt.
Objective als spezifischer Zustand: Hochwertige Blogartikel, die meinen Lesern dabei helfen, Design Thinking besser anwenden zu können.

Finalsatz-Objective

Oft wird das Objective eines OKR auch als Finalsatz formuliert. Das Problem dabei ist, dass nur ein Teil davon das eigentliche Objective ist, während hingegen der andere Satzteil eine (meist sehr) konkrete Aufgabe angibt, wie das Ziel zu erreichen ist.

Das Problem dieses OKR-Beispiels kannst Du recht einfach an einer Um-Zu-Formulierung erkennen. (Andere Wörter wie indem, damit oder durch sind ebenfalls ein Indikator dafür, dass Du in Deinem Objective das eigentliche Ziel mit dem Weg zu diesem Ziel vermischt hast.)

Finalsatz-Objective: Ich schreibe jede Woche 2 Blogartikel, um die Popularität meiner Webseite zu steigern.

Alternatives OKR-Beispiel

In der Regel kannst Du dieses Problem einfach dadurch beheben, wenn nur den Um-Zu-Satzteil für Dein Objective beibehältst und den anderen Satzteil streichst.

Objective-Alternative: Die Popularität meiner Webseite steigern.

OKR-Beispiele mit problematischen Key Results

Neben Objectives kommt es natürlich auch vor, dass die Formulierung der Key Results Probleme verursacht, die Du besser vermeiden solltest. In den folgenden 6 OKR-Beispielen findest Du deshalb Key Results, die diverse Schwierigkeiten verursachen. (Und natürlich Tipps, wie Du diese Fehler vermeiden kannst.)

Trojanisches Pferd

OKR Beispiel mit einem trojanischen Pferd aus metallischen, technikähnlichen Strukturen, das in einer düsteren Umgebung mit einem Sonnenuntergang im Hintergrund steht. Symbolisiert das Konzept des "OKR-Trojaners", bei dem ein Objective unbemerkt als Key Result in ein anderes OKR integriert wird – ähnlich wie das trojanische Pferd eine verborgene Strategie repräsentiert.

Manchmal kommt es vor, dass Dein Key Result eher den Charakter eines Objectives hat. Zum Beispiel, weil Du versuchst, mehrere Themen in ein OKR „hineinzupressen“ und dabei gleichzeitig die Anzahl Deiner Key Results gering halten möchtest. Dadurch schmuggelst Du ein weiteres Objective als Trojanisches Pferd in Dein OKR. Das Problem daran ist, dass solche Key Results meistens nicht wirklich messbar sind bzw. entweder erfüllt oder nicht erfüllt sind. Außerdem wird Dein OKR als Ganzes viel zu umfangreich.

Gut erkennen kannst Du dieses Problem daran, dass Dein Key Result keine Metrik enthält, sondern einen abgeschlossenen Zustand angibt, den Du erreichen möchtest. (Das ist zwar eigentlich positiv, jedoch gilt dieses Merkmal eben für Objectives und nicht für Key Results.)

Objective: Die Popularität meiner Webseite steigern.
Key Result 1: Die Suchmaschinen-Optimierung meines Blogs verbessern.
Key Result 2: Durchführung einer umfassenden Werbekampagne.
Key Result 3: Starten eines eigenen Podcasts zum Thema Design Thinking.

Beispiel für ein alternatives OKR

In diesen Fällen musst Du in der Regel tiefgreifende Veränderungen vornehmen, weil sich Deine ursprüngliche Formulierung meistens nicht so leicht in ein einzelnes Key Result transformieren lässt.

Am besten ist es, Du nimmst Deine aktuellen Key Results und veränderst sie dann zu einem Objective. Im zweiten Schritt solltest Du Dich fragen, welches davon wirklich das wichtigste ist und die anderen ersatzlos streichen. Auf diese Weise vermeidest Du, dass Du Dir in Deinem nächsten Quartal viel zu viel vornimmst. Anschließend formulierst Du passende Key Results für Dein neues Objective.

Hier habe ich mal das erste Key Result aus dem obigen Beispiel in ein neues OKR übertragen:

Objective: Die Suchmaschinen-Optimierung meines Blogs verbessern.
Key Result 1: Die Zahl der Artikel, die eine grüne Yoast-Ampel haben, steigt von 2 auf 35.
Key Result 2: Die Zahl der Schlagworte von 86 auf 25 reduzieren.
Key Result 3: Meine 4 Cornerstone-Artikel besitzen die meisten internen Links.

Abhängigkeiten & Meilensteine

OKR Beispiel mit einer Metapher für schlechte Key Results. Ein Schild am Streckenrand des berühmten Radrennens Paris-Roubaix markiert einen 570 Meter langen Kopfsteinpflasterabschnitt. Symbolisiert das Problem von aufeinander aufbauenden Key Results, die wie Meilensteine nacheinander erreicht werden müssen, anstatt unabhängig messbare Fortschritte darzustellen.
Meilenstein Key Results sind ein Beispiel für schlechte OKR.

Bei diesem Beispiel existieren zwischen Deinen Key Results Abhängigkeiten, so dass Du sie nicht unabhängig voneinander erreichen kannst. Zum Beispiel weil ein Key Result einem anderen logisch vorausgeht. In der Regel liegt das daran, dass Du Deine Key Results als Meilensteine formuliert hast, die Du nur nacheinander abarbeiten kannst.

Objective: Erfolgreich in den eCommerce einsteigen.
Key Result 1: Woocommerce auf meiner Webseite installieren.
Key Result 2: 1000 Artikel im Webshop einstellen.
Key Result 3: 5.000 € Umsatz mit Webshop-Artikeln erzeugen.

Alternatives OKR-Beispiel

Die einfachste Lösung ist es, lediglich das letzte Key Result Deiner Meilenstein-Kette beizubehalten und die anderen einfach zu streichen. Eventuell kannst Du die gestrichenen Key Results auch als Initiativen festhalten. Manchmal kann es auch helfen, vollkommen neue Key Results zu entwerfen. 

Objective: Erfolgreich in den eCommerce einsteigen.
Key Result: 5.000 € Umsatz mit Webshop-Artikeln erzeugen.

Matrjoschka-Key-Results

OKR Beispiel für ein schlechtes Key Result mit dem "Matrjoschka-Effekt". Fünf bunte russische Matrjoschka-Puppen stehen in einer Reihe, symbolisieren verschachtelte Metriken innerhalb eines Key Results. Verdeutlicht das Problem, wenn Key Results zu komplex und ineinander verschachtelt sind, sodass der eigentliche Fortschritt schwer zu messen ist.

In diesem OKR-Beispiel hast Du Key Results formuliert, die mehrere Metriken verwenden oder Bedingungen benennen, wodurch es nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist. Es wird dann während des OKR Zyklus sehr schwierig für Dich, den aktuellen Stand Deines Key Results schnell und einfach zu bestimmen.

Erkennbar ist dieses negative OKR-Beispiel daran, dass Dein Key Result mehr als eine Metrik enthält. Außerdem tauchen in solchen Schachtel-Key-Results Formulierungen wie Je 10 Nutzer aus 5 Geschäftsfeldern“ oder 3 von 5 Kunden“ auf.

Matrjoschka-Key-Result: 3 von 5 Lernern bewerten 4 von 5 Onlinekursen mit mindestens 4 Sternen.

Alternatives Key-Result-Beispiel mit nur einer Metrik

Fasse die Bedingungen und Metriken zusammen und konzentriere Dich auf eine einzige Metrik, die den Status Deines Key Results angibt.

Verbessertes Key Result: Die durchschnittliche Bewertung meiner Onlinekurse steigt von 2,1 auf 3,5.

Hopp-oder-Top-Key-Results

OKR Beispiel für ein schlechtes Key Result mit "Hopp-oder-Top"-Bewertung. Eine Frau in roter Kleidung steht vor einem roten Hintergrund und zeigt mit einer Hand den Daumen nach oben und mit der anderen den Daumen nach unten. Symbolisiert das Problem, wenn Key Results nur als "erfüllt" oder "nicht erfüllt" definiert werden, ohne eine messbare Skala zur Bewertung des Fortschritts.

Wenn Dein Key Result nur einen Zielwert enthält, ist es dadurch meistens entweder „erreicht“ oder „nicht erreicht“. Im Verlauf des OKR Zyklus führt das dazu, dass Du für solche Key Results keinen Fortschritt ermitteln kannst. (Denn wenn Du Deinen Zielwert nicht erreichst, beträgt Dein Fortschritt immer 0 Prozent, weil Dein Key Result nicht erreicht wurde.)

Das Hauptproblem dieses OKR-Beispiels liegt vor allem darin, dass Du während Deines OKR Zyklus damit beginnst, den Fortschritt Deiner Key Results zu raten bzw. zu schätzen. Aber dann gibt Dir ein solches Key Result auch kein klares Feedback darüber, wo Du gerade stehst und das ist ja gerade der Sinn an OKR.

Hopp-oder-Topp-Key-Result: 15 Kurslektionen für meinen Onlinekurs.

Key Results mit Start- & Zielwert

Nutze deshalb – wann immer es Dir möglich ist – sowohl einen Startwert als auch einen Zielwert für Deine Key Results, um Deinen Fortschritt sichtbar machen zu können. Außerdem hilft es, Formulierungen wie „von x auf y steigern“ oder „von x auf y senken“ für Deine Key Results zu nutzen.

Alternatives Key Result: Die Anzahl der Lektionen meines Onlinekurses von 3 auf 18 steigern.

Key Doings statt Key Results

In diesem Beispiel geht es darum, dass Du in den Key Results Deines OKR Aufgaben, Projekte oder Doings formuliert hast, statt echte Ergebnisse. Dadurch kann es jedoch passieren, dass Du Dein OKR zwar vollständig erreicht hast, aber es gar nicht die gewünschte Wirkung erzielt.

Darüber hinaus bleibt unklar, was überhaupt genau die Wirkung sein soll, weil Du sie eben nicht als Key Result festgehalten hast.

Key Doing: 2 Stunden pro Tag Blogartikel schreiben.

Key Results, die sich auf den Outcome konzentrieren

Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, Dir darüber Gedanken zu machen, was Du tun musst, um Dein Ziel zu erreichen. Allerdings sind Aufgaben nicht Teil eines OKR. Konzentriere Dich bei Deinen Key Results vielmehr um das Ergebnis, das Du erreichen möchtest. (Die heißen ja nicht umsonst Key Results und nicht Key Doings.)

Key Result: Die monatlichen Besucher meiner Webseite von 100 auf 1000 steigern.

Output-Key-Results

Diese Art von OKR ist dem vorherigen Beispiel recht ähnlich. Allerdings wird durch die Key Results nun nicht mehr der Input, sondern der Output beschrieben. Das ist zwar schon ein kleiner Fortschritt, jedoch verursachen solche Key Results das gleiche Problem: Es kann geschehen, dass Du Dein OKR erreichst, aber die von Dir gewünschte Wirkung (Outcome) ausbleibt.

Du kannst die Key Results solcher OKR zwar durch Deine Maßnahmen und Aufgaben (Input) erreichen, weil zwischen Input und Output eine direkte Verbindung besteht. Aber das heißt noch lange nicht, dass Du Dein Ziel wirklich erreicht hast. (Mehr zu diesem Thema erfährst Du auch in meinem Blogartikel Warum Outcome wichtiger als Output ist.)

Output-Key-Result: Jeden Monat 5 neue Blogartikel veröffentlichen.

Key Results, die sich auf den Outcome konzentrieren

Wie beim vorherigen Beispiel solltest Du Dich auf den Outcome konzentrieren, den Du durch das Erreichen Deines Objectives erzielen möchtest. (Die Lösung ist deshalb komplett identisch.)

Key Result: Die monatlichen Besucher meiner Webseite von 100 auf 1000 steigern.

Fazit zu den OKR-Beispielen

Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen OKR-Beispielen dabei helfen, Probleme, die durch bestimmte Formulierungen entstehen können, besser zu verstehen.

Natürlich wird es Dir nicht immer gelingen, jedes Problem zu vermeiden. Wenn Du beispielsweise über ein Key Result eine neue Metrik erst einführst, wirst Du logischerweise auch keinen Startwert für Deine Metrik haben. Manchmal ist es besser, ein Problem einfach zu akzeptieren als es auf Biegen und Brechen zu beheben. (Es ist aber etwas ganz anderes, wenn Du bestimmte „Fehler“ bewusst begehst, als wenn sie Dir aus Unwissenheit unterlaufen.)

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