Drei weiße Würfel mit den Buchstaben B, M und L auf rotem Hintergrund symbolisieren den Build-Measure-Learn-Zyklus aus dem Lean-Startup-Ansatz, der für schnelles Experimentieren und iteratives Lernen steht.

Build-Measure-Learn – Der Kern von Lean Startup

Build-Measure-Learn (BML) ist ein zentraler Prozess aus dem Lean Startup, der es Dir ermöglicht, Deine Geschäftsidee schnell und ressourcenschonend zu validieren. Statt Monate in die Entwicklung eines Produkts zu stecken, ohne zu wissen, ob es überhaupt nachgefragt wird, hilft Dir Build-Measure-Learn, frühzeitig Kundenfeedback zu erhalten und Dein Idee gezielt anzupassen.

Build-Measure-Learn – kurz & knapp

Hinter Build-Measure-Learn steckt ein iterativer Feedback-Loop aus dem Lean Startup, mit dem Du Geschäftsideen schnell validieren kannst. Dreh- & Angelpunkt dieses Prozesses ist das sogenannte Minimum Viable Product (MVP), mit dem Du Annahmen über Deine Geschäftsidee überprüfst.

Beim Build-Measure-Learn-Zyklus geht es nicht darum, schnell ein Produkt zu entwickeln, sondern schnell hinzuzulernen.

Die einzelnen Schritte im Schnellüberblick:

  • Build (Bauen): Ein erstes, minimal funktionsfähiges Produkt (MVP) bzw. Experiment erstellen, um eine Hypothese zu testen.
  • Measure (Messen): Nutzerverhalten und relevante Daten analysieren, um zu verstehen, ob die Annahmen zutreffen.
  • Learn (Lernen): Die Erkenntnisse nutzen, um das MVP zu verbessern oder Deine Strategie zu ändern (Kurswechsel bzw. Pivot).

Warum ist der Feedback-Loop für Dich relevant?

Als Solopreneur stehst Du oft vor der Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen eine funktionierende Geschäftsidee zu entwickeln. Der Build-Measure-Learn-Zyklus bietet Dir einen strukturierten, aber flexiblen Ansatz, um Unsicherheiten zu reduzieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Schnelle Validierung statt monatelanger Planung

Statt lange an der perfekten Idee zu feilen, ermöglicht Dir der Build-Measure-Learn-Zyklus eine frühe und iterative Kundenvalidierung. Das hilft Dir, Fehlinvestitionen zu vermeiden und Risiken zu minimieren.

Effiziente Ressourcennutzung

Als Solo-Gründer hast Du sehr häufig weder die Zeit noch das Kapital für umfangreiche Marktforschung oder große Produktentwicklungen. Build-Measure-Learn unterstützt Dich dabei, mit minimalem Aufwand zu testen, ob eine Idee tragfähig ist.

Fokus auf echte Kundenbedürfnisse

Durch kontinuierliches Feedback lernst Du, was Kunden wirklich wollen, statt Annahmen zu treffen und Deine Geschäftsidee ins Leere zu entwickeln.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Falls Deine erste Idee nicht funktioniert, ist es für Dich durch Build-Measure-Learn sehr viel einfacher, Dich frühzeitig anzupassen (Pivot) oder Deinen weiteren Kurs leicht zu ändern, ohne hohe Verluste in Kauf zu nehmen.

Wie unterscheidet sich Build-Measure-Learn von einem klassischen Businessplan?

Bei einem traditionellen Businessplan folgst Du einer linearen Logik: Du planst Deine Geschäftsidee, analysierst den Markt, entwickelst Dein Produkt und führst es dann ein. Doch was auf dem Papier logisch und nachvollziehbar erscheint, ist für Dich als Solo-Gründer außerordentlich gefährlich.

Businesspläne enthalten meist sehr viele unbestätigte Annahmen
Businesspläne enthalten meist sehr viele unbestätigte Annahmen

Denn also Solopreneur agierst Du mit Deiner Geschäftsidee in einem Umfeld extremer Ungewissheit, was dazu führt, dass in Deinem Businessplan eine ganze Menge nicht bestätigter Annahmen und Vermutungen stecken.

Build-Measure-Learn hingegen ist ein iterativer Prozess, der Dich dabei unterstütz, diese Annahmen so schnell wie möglich zu bestätigen oder zu widerlegen.

KriteriumKlassischer BusinessplanBuild-Measure-Learn
AnsatzLangfristige PlanungKontinuierliche Anpassung
RisikomanagementHohes Risiko durch AnnahmenRisiko durch Tests minimieren
ZeitaufwandWochen bis Monate PlanungSchnelle Experimente
FlexibilitätStarre StrategieAnpassungsfähig durch Iterationen
KundenvalidierungMeist erst nach MarkteintrittSchnelles Feedback durch Einsatz eines MVP

Ein Businessplan mag vielleicht für Investoren wichtig sein, doch wenn Du bootstrappst oder agil arbeitest, bringt Dir der Build-Measure-Learn-Ansatz meist schnelleres und praxisnahes Feedback für den Aufbau eines tragfähigen Geschäftsmodells.

Der Build-Measure-Learn-Zyklus im Detail

Damit Du den Build-Measure-Learn-Zyklus besser verstehen kannst, möchte ich die einzelnen Schritt jetzt noch mit Dir gemeinsam anhand eines Beispiels durchgehen. Stellt Dir also vor, Du möchtest einen Onlinekurs für Solopreneure zum Thema Lean Startup anbieten.

Build – Das erste Experiment aufsetzen

Die richtige Hypothese aufstellen

Auch wenn der erste Schritt Build heißt, bedeutet das nicht, dass Du „einfach drauflos“ arbeitest. Bevor Du Dein MVP erstellst, musst Du Dir überlegen, welche Annahme Du überprüfen möchtest. Deshalb musst Du zunächst eine Hypothese aufstellen und definieren, anhand welcher Kriterien Du diese als bestätigt betrachten möchtest.

Hypothesen aufstellen und mit Tests überprüfen
Hypothesen spielen eine wichtige Rolle im Build-Measure-Learn-Zyklus.

Zum Beispiel könntest Du folgende Hypothese festhalten:

  1. Ich glaube, dass Solopreneure sich für einen Onlinekurs zum Thema Lean Startup interessieren.
  2. Um das zu validieren, werde ich eine Landingpage auf meiner Webseite erstellen.
  3. Dazu messe ich die den prozentualen Anteil der Vorbestellungen im Verhältnis zu den Besuchen der Landingpage.
  4. Ich liege richtig, wenn 30 % der Landingpage-Besucher eine Vorbestellung durchführen.
Ein hilfreiches Tool, um validierbare Hypothesen zu formulieren, ist die Test Card von Alexander Osterwalder.

Ein minimal funktionsfähiges Produkt (MVP) entwickeln

Erst wenn Du Deine Hypothese formuliert hast, machst Du Dich an die Erstellung Deines Minimum Viable Products. Der einzige Sinn und Zweck dieses MVP ist es dabei, Deine Hypothese zu überprüfen. (Das MVP ist also kein „halbfertiges Produkt“, sondern bietet nur die Funktionen, die Du unbedingt benötigst, um diese Überprüfung durchzuführen.)

Ressourcen-effizientes Bauen

Das MVP kann dabei ganz unterschiedlich gestaltet sein. Je nach Ungewissheit und Aufwand kannst Du Deine Hypothese auch ganz anders überprüfen und „kein echtes Produkt“ bauen.

In unserem Fall erstellen wir keinen „abgespeckten Onlinekurs“, sondern lediglich eine Landingpage als MPV, um das Interesse der Webseitenbesucher zu testen. Weil wir noch gar nicht wissen, ob sich die Besucher für unseren Kurs interessieren, wäre es viel zu viel Aufwand, einen kompletten Kurs zu erstellen. Eine Landingpage, die Vorbestellungen ermöglicht, ist viel weniger Aufwand, um die Hypothese zu überprüfen.

Measure – Die richtigen Daten sammeln

In der zweiten Phase des Build-Measure-Learn-Zyklus misst Du die Ergebnisse Deines Experiments. Hierbei nutzt Du die Metriken, die Du in Deiner Hypothese ausgewählt hast.

Welche Metriken sind wirklich relevant?

Die Auswahl Deiner Metrik ist wichtig für die Aussagekraft Deines Experiments. Achte darauf, dass Du Dich nicht auf sogenannte Fassadenmetriken (Vanity Metrics) reinfällst, sondern aktionsorientierte Metriken (Actionable Metrics) setzt.

Vanity Metrics vs Actionable Metrics
Vanity Metrics vs Actionable Metrics

Für das Interesse an unserem Onlinekurs, sind zum Beispiel nicht die Anzahl der Landingpagebesucher (Vanity Metric), sondern der Anteil verbindlicher Vorbestellungen (Actionable Metric).

Günstige und schnelle Methoden zur Datenerhebung

Je nachdem wie sicher Du Dir bist, kannst Du verschiedene Möglichkeiten nutzen, um zu messen. Dabei gilt: Je größer Deine Ungewissheit und je aufwändiger Dein finales Produkt sein wird, desto einfacher sollte Dein Minimim Viable Product sein.

  1. Im ersten Build-Measure-Learn-Zyklus für einen Onlinekurs könntest Du beispielsweise zunächst explorative Interviews mit Deiner Zielgruppe führen.
  2. Sollte sich Deine Annahme bestätigen, erstellst Du eine Landingpage und misst die Vorbestellungen.
  3. Erst im späteren Verlauf beginnst Du mit dem „echten“ Onlinekurs. Dafür baust Du aber keine komplette eigene Plattform, sondern hostest den Kurs zunächst bei einem Anbieter wie zum Beispiel Udemy.
  4. Erst ganz zum Schluss integrierst Du den Kurs in Deine eigene Webseite. Auch hier beginnst Du zunächst mit den wichtigsten Lektionen.

Learn – Iterieren und anpassen

In der dritten Phase des Build-Measure-Learn-Zyklus wertest Du Deine Ergebnisse aus. Deshalb solltest Du Dir für jedes Deiner Experimente ein Zeitlimit setzen. Alternativ kannst Du auch eine Mindestzahl an Daten als Limit setzen, zum Beispiel: „500 Besucher haben die Landingpage aufgerufen“. (Allerdings kann es dann unter Umständen sein, dass Du relativ langsam durch den Feedback-Loop kommst.)

Iteratives Vorgehen hilft Dir dabei, schnell hinzuzulernen.
Iteratives Vorgehen hilft Dir dabei, schnell hinzuzulernen.

Wie Du aus den Daten die richtigen Schlüsse ziehst

In der Learning-Phase ist es wichtig, dass Du ehrlich zu Dir selbst bist. Wenn Deine Landingpage zum Beispiel nur 2 % Vorbestellungen generiert hast, solltest Du von einer Fortführung Deiner Geschäftsidee absehen. Schwierig wird es jedoch, wenn Du Dein Ergebnis nur knapp verfehlt hast. Was machst Du zum Beispiel, wenn Du 22 % Vorbestellungen erzeugt hast?

Am besten ist es dann, noch weitere Experimente durchzuführen, um sicher zu gehen. Zum Beispiel könntest Du die Messlatte erhöhen und einen Fake-Door-Test mit einem Kaufen-Butten durchführen.

Fazit zum Build-Measure-Learn-Zyklus

Der Build-Measure-Learn-Zyklus hilft Dir, Deine Geschäftsidee schnell zu validieren und unnötige Investitionen zu vermeiden. Statt lange zu planen, startest Du stets mit einem Experiment, misst die Reaktionen Deiner Kunden und passt Dein Angebot gezielt an. Dieser iterative Prozess ermöglicht es Dir, flexibel auf echte Bedürfnisse zu reagieren und Dein Business datenbasiert weiterzuentwickeln. Indem Du kontinuierlich testest und lernst, erhöhst Du Deine Chancen, ein erfolgreiches und nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen.

Kommentare