
Alles nur Fassade! Vanity Metrics erkennnen & vermeiden
Hast Du Dich schon einmal über steigende Follower-Zahlen, mehr Website-Besucher oder wachsende Newsletter-Abonnentenzahlen gefreut – nur um dann festzustellen, dass Dein Business trotzdem nicht ins Rollen kommt? Willkommen in der Welt der Vanity Metrics – Kennzahlen, die zwar gut aussehen, aber wenig über den echten Erfolg Deines Business aussagen.
Im Lean Startup ist es entscheidend, zwischen oberflächlichen Zahlen und wirklich handlungsrelevanten Metriken zu unterscheiden. Nur so kannst Du fundierte Entscheidungen treffen und Dein Business nachhaltig voranbringen. In diesem Artikel erfährst Du, warum Vanity Metrics gefährlich sind, welche Metriken stattdessen zählen und wie Du mit der Kohortenanalyse und dem Key Value Indicator die wirklich entscheidenden Zahlen für Dein Business findest.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Vanity Metrics?
Vanity Metrics sind Kennzahlen, die auf den ersten Blick beeindruckend wirken, aber in Wahrheit wenig über den tatsächlichen Erfolg Deines Unternehmens aussagen. Dazu gehören zum Beispiel hohe Follower-Zahlen auf Social Media, viele Website-Besucher oder App-Downloads. Ohne den richtigen Kontext bringen sie Dir nichts. Sie schmeicheln lediglich Deinem Ego, weil sie Dir Wachstum vortäuschen. Aber in Wirklichkeit helfen sie Dir nicht dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen oder Dein Business nachhaltig voranzubringen.

Für einen erfolgreichen Build-Measure-Learn-Zyklus ist es deshalb entscheidend, dass Du zwischen oberflächlichen Fassadenmetriken und wirklich handlungsrelevanten Metriken unterscheidest.
Warum sind Vanity Metrics so gefährlich?
Vanity Metrics können Dich in falscher Sicherheit wiegen und dadurch den gesamten Lean-Startup-Ansatz zum Scheitern verurteilen. Sie geben Dir das Gefühl, dass Dein Business wächst, obwohl sie oft keinen echten Mehrwert liefern.
Stell Dir vor, Du bekommst jeden Monat Tausende neue Besucher auf Deiner Website, aber keiner davon wird zum zahlenden Kunden. Oder Du sammelst unzählige Likes auf Social Media, doch niemand bucht Dein Angebot.
Vanity Metrics sehen zwar gut aus, helfen Dir aber nicht dabei, bessere Entscheidungen zu treffen. Statt Dich von solchen oberflächlichen Erfolgen blenden zu lassen, solltest Du Dich deshalb auf Metriken konzentrieren, die Dir zeigen, was wirklich funktioniert – und was nicht.
Actionable Metrics vs. Vanity Metrics
Wie erwähnt sehen Vanity Metrics zwar gut aus und fühlen sich gut an, bringen Dich doch nicht weiter. Sie vermitteln ein trügerisches Bild von Wachstum, weil sie oft nichts darüber aussagen, ob Dein Business tatsächlich funktioniert. Ein hoher Website-Traffic oder tausende Social-Media-Follower mögen zunächst beeindrucken, doch wenn diese Menschen nie kaufen, interagieren oder wiederkommen, sind diese Zahlen wertlos für Dich.
Eric Ries stellt den Vanity Metrics deshalb sogenannte Actionable Metrics (dt. handlungsorientierte Metriken) gegen über. Im Gegensatz zu Vanity Metrics helfen sie Dir dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie zeigen Dir nicht nur, ob Dein Business wächst, sondern auch warum und wie.

Hilfreiche Actionable Metrics:
- Sind direkt mit einem konkreten Geschäftsziel verbunden.
- Liefern Dir umsetzbare Erkenntnisse. (Zum Beispiel was Du optimieren kannst.)
- Zeigen Dir, ob eine bestimmte Maßnahme tatsächlich wirkt.
Vanity Metrics vs. Actionable Metrics im Überblick
Damit Du Dir das Ganze besser vorstellen kannst, habe ich hier noch eine kurze Übersicht, welche Vanity Metrics oft als Erfolgsindikatoren missverstanden werden und welche Actionable Metrics Dir wirklich helfen, Dein Business weiterzuentwickeln.
Vanity Metrics | Thema | Actionable Metrics |
---|---|---|
Social-Media-Follower | Reichweite | Engagement-Rate (Kommentare, Shares) |
Website-Traffic | Sichtbarkeit | Conversion-Rate (Besucher → Käufer) |
App-Downloads | Interesse | Aktive Nutzer pro Monat |
Newsletter-Abonnenten | Reichweite | Öffnungs- und Klickraten |
Umsatz ohne Kontext | Wachstum | Wiederkehrende Kunden / CLV |
Diese Tabelle zeigt deutlich, dass bestimmte Metriken trügerisch sein können. Doch was bedeutet das konkret für Dein Business? Wenn Du Dir vorstellst, dass Du 100.000 Follower auf Instagram hast, aber Deine Posts kaum Kommentare oder Shares erhalten: Würdest Du sagen, dass Dein Business gut läuft? Oder nehmen wir an, Deine Website hat 50.000 Besucher pro Monat, aber nur 0,1 % von ihnen kauft etwas. Wärst Du dann zufrieden?
Actionable Metrics unterstützen Dich dabei, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Statt Dich auf Fassadenmetriken zu verlassen, kannst Du gezielt testen, anpassen und optimieren. So bekommst Du echtes Wachstum und nicht nur eine schick aussehende Statistiken.
Wie Du mit der Kohortenanalyse Vanity Metrics entlarvst
Viele Solopreneure und Gründer schauen sich ihre Metriken meistens nur als Durchschnittswerte oder absolute Zahlen an: „Meine Website hat 10.000 Besucher pro Monat“ oder „Ich gewinne jede Woche 100 neue Nutzer.“

Das klingt erst einmal nach Wachstum, aber bleiben diese Nutzer auch? Genau hier liegt das Problem: Durchschnittswerte und absolute Zahlen verschleiern, wie sich verschiedene Nutzergruppen tatsächlich entwickeln.
Eine Kohortenanalyse hilft Dir dabei, diesen Fehler zu vermeiden. Statt einfach nur auf die Gesamtzahl Deiner Nutzer zu schauen, gruppierst Du sie in sogenannte Kohorten. (Kohorten sind dabei zunächst einmal nicht mehr als bestimmte Gruppen innerhalb Deiner Kunden.)
Das besondere an der Kohortenanalyse im Lean Startup ist jedoch, dass Du die Kohorten so definierst, das jede von ihnen eine Gruppe von Kunden beinhaltet, die wichtige Schritte auf dem Weg zum zahlenden Kunden unternommen haben.
Stell Dir vor, Du entwickelst eine Software-App. Ziel Deiner App ist es, dass Nutzer der App ein Abonnement bei Dir abschließen und dadurch zu zahlenden Kunden werden. (Andernfalls rechnet sich Dein Geschäftsmodell schlichtweg nicht.) Auf dem Weg zum „Zahlenden Abonnenten“ durchlaufen Deine Kunden dabei mehrere Schritte:
Kohorte (inklusive Metrik) | Art der Metrik | Anteil |
---|---|---|
Download | Fassadenmetrik | 1.000.000 (100 %) |
Registrierung | Fassadenmetrik | 900.000 (90 %) |
Aktivierung | Fassadenmetrik | 500.000 (50 %) |
Aktive Nutzer pro Monat | Aktionsorientierte Metrik (Nutzenhypothese) | 20.000 (2 %) |
Zahlende Abonnenten | Aktionsorientierte Metrik (Nutzenhypothese) | 1.000 (0,1 %) |
Auf den ersten Blick klingen 1.000.000 Downloads natürlich beeindruckend. Auch 1.000 zahlende Abonnenten sehen auf dem Papier vielleicht nach einem erfolgreichen Geschäftskonzept aus. Wirklich interessant wird es aber erst dann, wenn Du beide Zahlen zueinander ins Verhältnis setzt. Denn dann erkennst Du, dass die Conversion-Rate für Deine App bei gerade einmal 0,1 % liegt.
Statt Dich von beeindruckenden, aber letztlich bedeutungslosen absoluten Zahlen bzw. Vanity Metrics täuschen zu lassen, solltest Du deshalb regelmäßig überprüfen, wie sich Deine Nutzergruppen über die Zeit entwickeln. Denn nur so kannst Du herausfinden, ob das, was Du tust, dazu führt, dass Dein Business wächst bzw. Du auch einen Nutzen für Deine Kunden stiftest.
Ein sinnvolles Ziel wäre deshalb für Dich, Deine Conversion-Rate nachhaltig zu steigern.
Key Value Indicator
In seinem Buch Agile Leadership Toolkit stellt Peter Koning eine Art von Metrik vor, die die Grundidee einer Actionable Metric aufnimmt – den Key Value Indicator (KVI).

Der KVI ist so etwas wie die „ultimative Metrik“, wenn es darum geht, den Nutzen Deines Produktes (oder Deiner Dienstleistung) zu messen. Mit Hilfe des Key Value Indicators versetzt Du Dich also in die Lage, die Nutzenhypothese Deiner Produktidee zu messen.
Beispiele für sinnvolle Key Value Indicators könnten beispielsweise sein:
Produkt oder Dienstleistung | Key Value Indicator |
---|---|
Blog | Prozentualer Anteil wiederkehrender Besucher pro Monat |
Lieferdienst | Zeitspanne bis Dein Paket beim Kunden ankommt |
Social-Media-Plattform | Anzahl Deiner täglichen Nutzer, die einen Post veröffentlichen |
App | Durchschnittliche tägliche Nutzungszeit Deiner App |
Mehr zu dieser äußerst hilfreichen Metrik erfährst Du in meinem Artikel Key Value Indicator – die ultimative Metrik im Lean Startup.
Fazit
Vanity Metrics sehen oft beeindruckend aus, bringen Dich aber nicht wirklich weiter. Sie täuschen Wachstum vor, ohne dass sie Dir echte Einblicke in den Erfolg Deines Business liefern. Wenn Du langfristig erfolgreich sein möchtest, solltest Du Dich stattdessen auf Actionable Metrics konzentrieren – Metriken, die Dir zeigen, was wirklich funktioniert und welche Maßnahmen sich wirklich lohnen.
Eine durchdachte Kohortenanalyse und ein klar definierter Key Value Indicator sind dabei mächtige Werkzeuge, die Dir dabei helfen, Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Du hast Fragen zu Vanity Metrics, der Kohortenanalyse oder weißt nicht genau, was für Dein Business ein sinnvoller Key Value Indicator sein könnte? Dann tritt unserer scamper.community bei und hol Dir in unserer Lean-Startup-Gruppe Antworten auf Deine Fragen!
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