
Divergentes Denken vs. konvergentes Denken
In unserer zunehmend komplexen und schnelllebigen Welt werden kreative Denkprozesse immer wichtiger, um innovative Lösungen zu entwickeln. Das macht auch vor Dir als Solopreneur nicht halt. Doch wie kannst Du Kreativität und Struktur miteinander verbinden, ohne Dich im Chaos zu verlieren oder zu früh auf eine einzige Idee zu fixieren? Die Antwort liegt in der Balance zwischen divergenten und konvergenten Denkstilen.
In diesem Artikel erfährst Du, was diese Denkweisen ausmacht, warum Du beide benötigst und wie der Design Thinking Prozess Dich dabei unterstützt, sie gezielt einzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
Der Unterschied zwischen divergentem und konvergentem Denken
Im Kern kreativen Denkens stehen zwei Denkstile, die zwar gegensätzlich sind, sich jedoch perfekt ergänzen: divergentes Denken und konvergentes Denken.
Während divergentes Denken darauf abzielt, möglichst viele Ideen, Perspektiven und Lösungsansätze zu generieren, konzentriert sich konvergentes Denken darauf, diese Ideen zu bewerten, zu strukturieren und die besten Optionen auszuwählen. Gemeinsam bilden sie das Fundament für innovative Prozesse – auch im Design Thinking.
Divergentes Denken
Divergentes Denken ist der kreative Freiraum, in dem Deine Ideen sprudeln dürfen, ohne dass Du sie sofort bewertest oder hinterfragst. Hier geht es darum, neue Verbindungen zu schaffen, Grenzen zu durchbrechen, assoziativ und über den Tellerrand hinauszudenken. Diese Denkweise zeichnet sich durch Offenheit, Neugier und den bewussten Verzicht auf Kritik aus.
Beispiele für divergentes Denken findest Du überall dort, wo Kreativität gefragt ist: beim Brainstorming, beim Mind Mapping oder beim Experimentieren mit neuen Ansätzen. Es ist die Denkweise, die Dir erlaubt, unkonventionelle Lösungen zu finden und neue Wege zu entdecken.
Konvergentes Denken
Im Gegensatz dazu ist konvergentes Denken fokussiert und bewertend. Es hilft Dir dabei, Struktur ins Chaos zu bringen und aus einer Fülle von Möglichkeiten die besten Ideen herauszufiltern. Hier steht das Ziel im Vordergrund: Klarheit schaffen, Entscheidungen treffen und Lösungen umsetzbar machen.
Diese Denkweise ist unerlässlich für Dich, um Fortschritt zu erzielen und konkrete Ergebnisse zu erzeugen. Konvergentes Denken kommt ins Spiel, wenn es darum geht, aus einer Vielzahl von Ideen die vielversprechendsten auszuwählen und sie zu testen.
„Sowohl als auch“ statt „Entweder oder“
Allerdings ist keiner der beiden Denkstile „besser“ als der andere. Vielmehr benötigst Du für wirklich innovative Lösungen beide Denkweisen.

Beide Denkarten – divergentes und konvergentes Denken – sind unverzichtbar, weil sie sich perfekt ergänzen. Wenn Du ausschließlich divergent denkst, sprudelst Du zwar vor Ideen, verlierst aber Deinen Fokus und kommst nur selten zu umsetzbaren Lösungen. Konvergentes Denken allein hingegen führt dazu, dass Du Dich zu früh auf die erstbeste Idee festlegst und dadurch möglicherweise innovative Alternativen übersiehst.
Erst im Wechselspiel beider Denkweisen entstehen echte Innovationen: Zuerst öffnest Du den Denkraum für Kreativität und erkundest alle Möglichkeiten, dann bringst Du Struktur hinein und entscheidest, welche Ideen das größte Potenzial haben.
Divergentes und Konvergentes Denken im Überblick
Divergentes Denken | Aspekt | Konvergentes Denken |
---|---|---|
Viele Ideen und Möglichkeiten generieren | Ziel | Die beste Lösung auswählen und umsetzen, Dinge auf den Punkt bringen |
Offen, kreativ, explorativ | Denkweise | Fokussiert, logisch, bewertend |
Fragen stellen, neue Verbindungen schaffen | Herangehensweise | Antworten finden, Klarheit schaffen |
Neugierig, unvoreingenommen, verspielt | Merkmale | Kritisch, lösungsorientiert, analytisch |
Frühere Phasen (z. B. Ideenfindung, Recherche) | Anwendung | Spätere Phasen (z. B. Auswahl, Umsetzung) |
Brainstorming, Mind Mapping, Empathie-Arbeit | Beispiele | Entscheidungsfindung, Prototypen-Tests, Analyse |
Chaos, fehlender Fokus | Risiken bei Überbetonung | Mangel an Kreativität, zu schnelle Festlegung |
Frei, spielerisch, inspirierend | Gefühl in der Anwendung | Strukturiert, zielgerichtet, entschlossen |
Unsere Vorliebe für konvergentes Denken
Während Kinder auf natürliche Weise spielerisch und ohne Einschränkungen denken, neigen wir als Erwachsene leider oft stärker zu konvergentem Denken. Das ist natürlich kein Zufall: Schule, Studium, Ausbildung und Beruf trainieren uns darauf, Probleme logisch zu analysieren und schnelle, klare Lösungen zu finden.

Auch unsere Gesellschaft hält die Fähigkeit, Antworten zu entwickeln für wichtiger als offene Fragen zu stellen und die eigenen Gedanken treiben zu lassen. Deshalb denken wir auch häufig in den Kategorien „richtig“ oder „falsch“, statt herauszufinden, wohin uns bestimmte Wege oder Ideen führen können.
Doch genau das kann uns daran hindern, kreative Ideen zu entwickeln oder neue Perspektiven einzunehmen.
Die gute Nachricht? Divergentes Denken ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die Du Dir wieder „antrainieren“ und einüben kannst.
Divergentes & konvergentes Denken im Design Thinking Prozess
Eine Möglichkeit, um Dir das Wechselspiel zwischen divergentem und konvergentem Denken zu Nutze zu machen, ist Design Thinking. Denn die Grundstruktur der Innovationsmethode erzeugt den notwendigen Wechsel zwischen divergentem und konvergentem Denken sozusagen automatisch.
Double Diamond
Der Double Diamond veranschaulicht das Kernprinzip des Design Thinking: den gezielten Wechsel zwischen divergenten und konvergenten Denkphasen.
Er unterteilt den Design Thinking Prozess in zwei klar voneinander getrennte Denkräume: den Problemraum (Discover & Define) und den Lösungsraum (Develop & Deliver).

Beide Räume beginnen zunächst mit einer divergenten Denkphase (Discover & Develop), um Bedürfnisse und Herausforderungen zu entdecken bzw. kreative Ideen zu entwickeln. Erst danach werden die Denkräume wieder durch konvergentes Denken „geschlossen“ (Define & Deliver). Hier geht es darum, die eigene Sichtweise auf das zu lösende Problem zu definieren, bzw. eine Idee auf ihre Umsetzbarkeit und Wirkung zu überprüfen.
Fazit
Divergentes und konvergentes Denken sind keine Gegensätze, sondern Werkzeuge, die erst im Wechselspiel zu wirklicher Innovation führen. Mit divergenten Denkprozessen öffnest Du Dir neue Denk- und Handlungsspielräume, während konvergente Phasen Dir dabei helfen, diese auf das Wesentliche zu reduzieren und greifbare Lösungen zu finden.
Der Design Thinking Prozess und das Modell des Double Diamonds machen Dir dieses Zusammenspiel bewusst und geben Dir eine klare Struktur an die Hand.
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