Der Golden Circle von Simon Sinek - Start with Why

Wie Du mit dem Golden Circle eine Vision entwirfst

Als Gründer wirst Du mit Sicherheit einen extrem starken, inneren Antrieb verspüren, der Dich dazu gebracht hat, Dich selbstständig zu machen. Denn niemand wacht ja morgens auf und denkt sich: “Oh, heute gründe ich ein Start-up!” Die eigentliche Herausforderung besteht jedoch meist darin, die Vision, die Du verfolgst, auch für alle anderen (insbesondere Deine Kunden) verständlich und greifbar zu machen.

In diesem Artikel möchte ich Dir deshalb den Golden Circle von Simon Sinek vorstellen. Er hilft Dir dabei, Deine Vision klar auf den Punkt zu bringen. Außerdem erfährst Du, welche fünf Grundprinzipien für eine wirklich inspirierende Vision beachten solltest.

Wobei hilft Dir der Golden Circle?

Der Golden Circle von Simon Sinek unterstützt Dich dabei, die Vision Deines Unternehmens oder Start-ups klar zu kommunizieren und sie stets zum Ausgangspunkt Deines Denken und Handelns zu machen. Denn leider können recht wenigen Menschen ihre Vision weder sich selbst noch anderen klar vermitteln.

Zwar können die meisten bzw. alle benennen, WAS ihre Produkte und Dienstleistungen sind (“Ich bin Agile Coach” oder “Wir machen eine Zeiterfassungs-App”). Manche von ihnen können auch erklären, WIE sie ihre Produkte und Dienstleistungen herstellen oder produzieren (“Unsere App hat ein einzigartiges Design” oder “Wir arbeiten agil”). Jedoch können nur die wenigsten auf den Punkt bringen, WARUM ihre Produkte oder Services überhaupt existieren. Oder warum ihre Produkte so sind wie sie sind (und nicht anders).

Der Grund dafür liegt natürlich vor allem darin, dass es sehr viel einfacher ist, das WAS oder das WIE zu benennen als das WARUM, weil sie eben viel konkreter und realer sind. Aber wenn Du nur über das WAS und WIE Deines Unternehmens oder Start-ups sprechen kannst, verdeckst Du den Kern des Ganzen: Dein WARUM. Schlimmstenfalls werden Deine Produkte oder Dienstleistungen für Deine Kunden vollkommen austauschbar. Dann machst Du halt ‘ne Zeiterfassungs-App wie so viele andere auch.

Aufbau des Golden Circles – WHY, HOW & WHAT

Der Golden Circle von Simon Sinek nimmt deshalb die drei Elemente WHY, HOW & WHAT und verleiht ihnen eine sinnstiftende Ordnung.

Mit dem Golden Circle vermeidest Du das oben geschilderte Problem, weil Du Dein WHY zum Kern bzw. Ausgangspunkt Deines Denkens und jeder Kommunikation machst.

WHY, HOW & WHAT sind also nicht einfach drei nebeneinanderstehende Elemente, die Du “irgendwie haben” musst. Denken und Kommunikation erfolgt im Golden Circle immer von innen nach außen und nicht von außen nach innen. Das HOW folgt logisch aus dem WHY und das WHAT folgt logisch aus dem HOW (und WHY).

Denn erst wenn Du Dein WHY sowohl für Dich selbst als auch alle anderen klar benennen kannst, besitzt Du die sinnstiftende Basis dafür, um zu vermitteln, WARUM Du so handelst WIE Du handelst. Oder WARUM Dein Produkt (Dein WAS) so ist wie es ist.

Simon Sineks TED-Talk über den Golden Circle

In seinem berühmten TED-Talk aus dem Jahr 2009 hat Simon Sinek den Golden Circle ausführlich erläutert, sodass ich ihn an dieser Stelle gerne selbst zu Wort kommen lassen möchte. (Falls Du echtes Papier bevorzugst, um Dich intensiver mit dem Golden Circle zu beschäftigen, empfehle ich Dir Simon Sineks Buch Start with Why.)

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Simon Sineks TED-Talk über den Golden Circle

5 Prinzipien für das WHY des Golden Circles

Leider gibt es keine Blaupause oder Anleitung, mit deren Hilfe Du Deine Vision bzw. Dein WHY “Schritt für Schritt ausarbeiten” könntest. Hier bleibt Dir also nichts anderes übrig, als Deine Ideen in Worte zu fassen und diese immer wieder zu überarbeiten.

Allerdings gibt es einige Prinzipien oder Prüfsteine, die Du dazu nutzen kannst, um Deine aktuelle Formulierung zu bewerten. Um mit Hilfe des Golden Circles ein wirklich hilfreiches WHY zu formulieren, aus dem Du das HOW und WHAT logisch ableiten bzw. mit “Sinn & Bedeutung aufladen” kannst, muss es fünf wichtige Bedingungen erfüllen:

  1. Dein WHY muss für etwas sein, um Anziehungskraft zu erzeugen.
  2. Um eine Gemeinschaft zu ermöglichen, muss es offen für alle sein.
  3. Bei Deinem WHY geht darum, welche Wirkung für andere erzielt werden soll.
  4. Dein WHY kann nur dann ein Leitstern sein, wenn es zeitlos ist.
  5. Um wirklich inspirierend zu sein, muss Dein WHY idealistisch sein.

Dein WHY muss FÜR etwas sein

Wenn Dein WHY so formuliert ist, dass es “gegen etwas” ist, dann vermittelst Du damit nur, dass Du etwas beenden möchtest. (Was auch immer dieses “etwas” sein mag.) Das mag zwar grundsätzlich auch sinnvoll sein, aber dadurch erzielst Du für niemanden ein klares Verständnis davon, was Deine Vision ist, die Du anstrebst. Du kannst beispielsweise “gegen Atomkraft” sein. Aber eine Antwort darauf, wie Deiner Ansicht nach die Energie der Zukunft aussehen sollte, gibst Du damit nicht.

Echte Anziehungskraft durch Dein WHY entsteht deshalb nur dann, wenn Du vermittelst, wofür Du stehst.

Dein WHY muss offen für alle sein

Zweitens bildet Dein WHY den Fokus für alle Menschen, die nach dem gleichen WARUM streben wie Du selbst. Und stellt damit im Grunde so etwas wie eine Einladung an jeden dar, der daran mitwirken und Teil von etwas Größerem sein möchte. Beim WHY geht es also nicht um Dich (oder Dein Start-up), sondern eben nur um das WHY selbst.

Ein für alle offenes WHY, ist das Fundament einer sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel erreichen möchte. Das WHY bildet also nicht nur einen Fokus für Dich selbst, sondern auch für alle anderen, die ebenfalls nach diesem WARUM streben.

Dein WHY erzielt eine Wirkung für andere

Drittens geht es bei einem guten WHY darum, welche Wirkung Du für andere erzielen möchtest. Bei einer Vision, die als WHY formuliert ist, geht es also nicht um Dich (oder Dein Unternehmen), sondern darum, wie Du die Welt für andere Menschen besser machst.

Wenn Du mal ein wenig im Netz stöberst und Dir die Vision großer Unternehmen und Konzerne anschaust, wirst Du schnell sehen, dass die meisten von ihnen genau daran scheitern. Denn in der Regel sprechen sie über sich selbst und das, was sie “irgendwann mal sein wollen”. Das Problem ist nur: Kein Schwein interessiert sich dafür, welche Vision ein Unternehmen von sich selbst hat.

Dein WHY muss zeitlos sein

Viertens solltest Du Dein WHY so formulieren, dass es auch bei politischen, kulturellen oder technischen Veränderungen Bestand hat. Denn wenn das WHY Deines Golden Circles diese Bedingung nicht erfüllt, besteht immer die Gefahr, dass Deine Vision mit der nächsten technischen Neuerung oder kulturellen Veränderung obsolet ist. Ein gutes WHY gibt jedoch eine Antwort auf Fragen, die über eine sehr lange Zeit Bestand haben.

Technische Elemente wie Cloud und Künstliche Intelligenz oder Methoden wie Agiles Arbeiten und Kollaboration sind deshalb für Dein WHY grundsätzlich problematisch.

Allerdings solltest Du solche Ideen nicht sofort komplett verwerfen! Denn Dinge wie Cloud, Künstliche Intelligenz, Agilität oder Kollaboration gehören zum HOW Deines Golden Circles. Wenn Dir also beim Formulieren Deines WHY solche oder ähnliche Dinge in den Sinn kommen, solltest Du sie vielmehr unter HOW notieren und Dir dann überlegen, WARUM Dinge wie Cloud, Künstliche Intelligenz, Agilität oder Kollaboration wichtig für Dich sind.

Dein WHY ist idealistisch

Zu guter Letzt sollte Dein WHY idealistisch sein. Im Grunde kannst Du Dein WHY also gar nicht groß genug denken. Ganz nach dem Motto: “Nicht kleckern, sondern klotzen!” Wenn Du anderen Menschen davon erzählst und diese Dich für größenwahnsinnig halten, dann weißt Du, dass Du auf dem richtigen Weg bist.

In letzter Konsequenz bedeutet das natürlich auch, dass Du Deine Vision (höchstwahrscheinlich) niemals erreichen wirst.

Das WHY von NeverGoSolo! auf dem Golden Circle

Damit Du eine bessere Vorstellung davon hast, wie Du die oben genannten Punkte umsetzen kannst, möchte ich Dir hier als Beispiel meine eigene, mit dem Golden Circle formulierte Vision von NeverGoSolo! vorstellen:

“Inspirierender Austausch zwischen Gründern & Solo-Selbstständigen”

Wenn Du die 5 Bedingungen für ein gutes WHY als Prüfstein verwendest, kannst Du erkennen, dass sie allesamt erfüllt sind. Die Vision von NeverGoSolo! ist für etwas und offen für alle, die daran mitwirken und sich beteiligen wollen. Außerdem geht es um eine Wirkung für andere. Darüber hinaus ist sie zeitlos, weil sie lediglich den inspirierenden Austausch thematisiert. Sie schreibt aber weder technisch noch methodisch vor, wie dieser Austausch zustande kommen soll bzw. gefördert werden kann. Und nicht zuletzt ist das WHY von NeverGoSolo! auch idealistisch, weil es sich um ein wirklich schwer – wahrscheinlich niemals – zu erreichendes Ziel handelt.

Natürlich muss dieses WHY noch “mit Inhalt” gefüllt werden. Denn es ist überhaupt nicht klar ist, wie oder wodurch Du Deine Vision verwirklichen möchtest. Aber das ist auch gar nicht die Aufgabe des WHY, sondern des HOW und WHAT des Golden Circles.

Das HOW des Golden Circles

Beim HOW des Golden Circles geht es darum (Überraschung!), WIE Du Dein WARUM verwirklichst. Denn durch ein aussagekräftiges WHY, das die 5 oben genannten Aspekte erfüllt, bist Du nun in der Lage, das HOW logisch abzuleiten.

Die Verbindung zwischen WHY & HOW

Wir __________ (Beitrag/HOW), damit __________ (Wirkung / WHY).

sondern

Indem wir __________ (Beitrag/HOW), verwirklichen wir __________ (Wirkung / WHY).

Relevante Bereiche des HOW

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Durch das WHY des Golden Circles bist Du also in der Lage, den Beitrag Deines Unternehmens abzuleiten und eine klare Idee davon zu entwickeln, wie Du Deine Unternehmensvision zum Leben erweckst. Dabei kann das HOW grundsätzlich sehr vielfältige Bereiche betreffen.

Das reicht vom Mission Statement, über Produktmerkmale bis hin zu Werten, Prinzipien und der Unternehmenskultur.

Gestaltungsmerkmale von Produkten und Services

Die Gestaltung von Produkten und Services wird durch Deine Unternehmensvision direkt beeinflusst. Während das eine Unternehmen beispielsweise Wert auf gutes Design und User Experience legt, weil Einfachheit bei der Benutzung in der Unternehmensvision verankert ist, kann ein anderes Unternehmen nachhaltige Materialien und geringen Stromverbrauch für seine Produkte zum Prinzip erheben, weil Umweltfreundlichkeit Kern der Unternehmensvision ist. (Denkbare Unternehmen wären an dieser Stelle Apple beziehungsweise Fairphone.)

Unternehmenskultur, Prinzipien & Werte

In einer Organisation, die sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagiert, wird es wohl kaum geschehen, dass man dort Strom aus Braunkohle verwendet, um ein Produkt herzustellen oder Büroräume mit Energie zu versorgen.

Damit steht das HOW des Golden Circles auch stellvertretend für Prinzipien & Werte Deiner Organisation und sogar Eure gesamte Unternehmenskultur. Das reicht von bestimmten Vorgehensmodellen (beispielsweise agile Produktentwicklung) bis hin zu nachhaltigem Wirtschaften.

Key Resources, Key Activities & Key Partnerships

Sofern Du bereits mit dem Business Model Canvas von Alexander Osterwalder gearbeitet hast, finden sich für das HOW des Golden Circles relevante Bereiche in den drei Elementen Key Resources, Key Activities und Key Partnerships.

Zum Beispiel kann eine klare Unternehmensvision direkten Einfluss darauf haben, mit welchen Partnern Dein Unternehmen zusammenarbeitet (und mit welchen nicht).

Das WHAT des Golden Circles

Kommen wir zum Schluss noch zum äußeren Bereich des Golden Circles: dem WHAT. Letzten Endes geht es hierbei um die konkreten Produkte und Services Deines Unternehmens: Deiner Value Proposition. Grundsätzlich sollte es an dieser Stelle ziemlich leicht bestimmbar sein, ob Deine Produkte und Services im Einklang mit Deiner Unternehmensvision sind.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Du sowohl bei der Formulierung des WHY als auch des HOW sorgfältig gearbeitet hast. Ist das der Fall, wird Deine Value Proposition so etwas wie die Manifestation Deines WHYs. (Ja, das klingt ein wenig pathetisch, aber bringt es tatsächlich am besten auf den Punkt.) Sowohl für Dich selbst, jeden Mitarbeiter Deines Unternehmens als auch für Deine Kunden ist sofort offensichtlich, warum Dein Produkt oder Service so ist, wie es ist. (Und nicht anders.)

Trotzdem ist das WHAT weniger konstant als das WHY. Deine Produkte und Services können sich im Laufe der Zeit dramatisch verändern, weil technische, politische oder kulturelle Veränderungen eingetreten sind. Willst Du unter diesen neuen Bedingungen weiterhin Deine Unternehmensvision verfolgen, kann es passieren, dass Deine Produkte und Services einen dramatischen Wandel durchlaufen. Oder durch neue Produkte sogar vollkommen ersetzt werden. (Bestenfalls sind das natürlich Deine eigenen Produkte und nicht die Deiner Wettbewerber.)

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