Du hast eine Produktidee, aber Dir fehlt das nötige Kleingeld für die Umsetzung? Willkommen im Alltag vieler Solo-Gründer. Gerade wenn Deine Geschäftsidee hohe Produktionskosten verursacht (beispielsweise ein physisches Produkt, eine App oder ein technisches Tool) stellt sich schnell die Frage: Wie soll ich das eigentlich finanzieren? Die Antwort auf diese Frage kann Crowdfunding sein. Statt auf Investoren oder Kredite zu hoffen, nutzt Du die Unterstützung Deiner Zielgruppe und bekommst obendrein einen echten Markttest.
Inhalt
Wann ist Crowdfunding sinnvoll?
Crowdfunding ist beim Lean Startup dann sinnvoll, wenn Du ein Produkt entwickelst, dessen spätere Umsetzung hohe Kosten oder Produktionsaufwand mit sich bringt. Beispielsweise ein physisches Produkt, ein Buch, eine App oder auch eine Plattform.
Auch wenn Du wissen willst, ob Menschen nicht nur Deine Idee gut finden, sondern wirklich bereit sind, Geld dafür auszugeben, ist Crowdfunding ein starkes Minimum Viable Product. Es hilft Dir, echte Kaufbereitschaft zu testen, ohne Das Du Dein Produkt schon hergestellt hast. Gleichzeitig kannst Du über Crowdfunding eine erste Community aufbauen, die emotional involviert ist. Denn wer zahlt, fühlt sich oft auch als Teil Deines Projektes.
Besonders für Solo-Gründer mit sehr innovativen Produktideen kann Crowdfunding deshalb eine geniale Brücke zwischen Konzept und echtem Marktfeedback sein.
Beispiele für erfolgreiches Crowdfunding
Es gibt eine Vielzahl interessanter Crowdfunding-Kampagnen, die als MVP eingesetzt wurden. Die beiden spannendsten sind sicherlich die Pebble Watch und The Dash.
Pebble Watch
Die Pebble Smartwatch war eines der ersten Produkte, die Crowdfunding als MVP-Methode nutzte. Auf Kickstarter wurden vom Gründer Eric Migicovsky über 10 Millionen Dollar eingesammelt. Und das bevor auch nur eine einzige Uhr produziert war. Die Kampagne diente nicht nur zur Finanzierung, sondern als Proof of Concept, dass Menschen so ein Produkt wollten.

The Dash
Das deutsche Unternehmen Bragi entwickelte „The Dash“, kabellose Kopfhörer, die neben Musikwiedergabe auch Fitness-Tracking und andere smarte Funktionen bieten und dazu künstliche Intelligenz nutzen.
Über Kickstarter sammelte Bragi etwa 2,5 Millionen Euro ein, was das Projekt zu einem der erfolgreichsten deutschen Crowdfundings macht.
Vor- & Nachteile von Crowdfunding
Ähnlich wie bei einer Email-Kampagne testest Du mit einem Crowdfunding, ob Deine Produkt- oder Geschäftsidee auf Resonanz bei Deiner Zielgruppe stößt. Allerdings geht das Crowdfunding dabei noch einen kleinen Schritt weiter.
Vorteile
- Echte Transaktionen: Du testest, ob Leute wirklich bezahlen.
- Kosten senken: Du finanzierst die erste Produktion mit dem Geld Deiner Unterstützer.
- Community-Aufbau: Wer Geld gibt, ist oft auch emotional investiert.
- Mediale Aufmerksamkeit: Gute Crowdfunding-Kampagnen werden oft geteilt, sodass Du auch auf kostenloses Marketing hoffen kannst.
Nachteile
- Hoher Vorbereitungsaufwand: Das Niveau für Videos, Texte und die Kampagnenseite ist mittlerweile sehr hoch und braucht entsprechende Vorbereitungszeit.
- Kein Platz für halbe Sachen: Halbherzige Crowdfunding-Kampagnen wirken schnell unseriös und werden Dir kaum Erkenntnisse liefern.
- Lieferdruck: Wenn Du Geld annimmst, musst Du später auch liefern.
- Regelwerk & Steuern: Plattformen wie Kickstarter haben klare Regeln, außerdem sind Deine potenziellen Einnahmen steuerpflichtig.
- Machbarkeit: Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne beweist nicht, dass Du auch in der Lage sein wirst, Dein Versprechen später einzulösen.
Darauf musst Du achten, wenn Du Crowdfunding nutzen willst
Neben einer klaren Hypothese, die Du vor Deiner Crowdfunding-Kampagne aufstellen solltest, gibt es noch einige weitere Dinge, die Du dabei beachten solltest.

Storytelling & Tonalität
- Erzähl eine ehrliche Gründerstory und kein Marketing-Blabla.
- Zeig, was Dich antreibt und warum Du dieses Produkt machst.
- Lass Deine Zielgruppe vorkommen in Deiner Kampagne vorkommen. Deine Unterstützer wollen sich in Deinem Projekt wiedererkennen.
Kampagnenstruktur
- Nutze einen einfachen Call to Action: Unterstützen, vorbestellen, teilen.
- Setze auf klare Belohnungen: Early-Bird, exklusive Versionen, „Du wirst genannt“-Optionen.
- Kommuniziere Deine Etappenziele, zum Beispiel „Ab 5.000 € können wir loslegen“.
Technisches Setup
- Wähle die richtige Plattform für Dein Vorhaben und konzentriere Dich nicht nur auf Startnext und Kickstarter.
- Nutze Tools wie Mailchimp, Figma oder Notion für Deine Kampagnenvorbereitung.
Viele weitere hilfreiche Tipps, um Deine Crowdfunding-Kampagne zum Erfolg zu machen, findest Du natürlich im Internet. Beispielsweise auf Startnext oder in diesem Blogartikel von t3n.
Weitere sinnvolle Schritte nach dem Crowdfunding
Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne ist natürlich eine sehr starke Bestätigung für Deine Geschäftsidee. Schließlich haben Deine Unterstützer bereits dafür bezahlt und erwarten nun natürlich auch, dass Du Deine Idee Wirklichkeit werden lässt. Allerdings bringt das auch einige Gefahren mit sich, weil eine erfolgreiche Kampagne keinen Beleg für die Machbarkeit Deiner Produktidee liefert.
Greife deshalb vor einer Crowdfunding-Kampagne auf Methoden wie einen Proof-of-Concept, technische Prototypen oder auch ein Single-Feature-MVP zurück, um sicherzustellen, dass Du in der Lage bist, Dein Versprechen auch einzulösen!

Dass eine erfolgreiche Kampagne außerdem keine (langfristige) Erfolgsgarantie mit sich bringt, zeigt das oben genannte Beispiel der Pebble Watch. Die Technik der Smartwatch (und Mitarbeiter der Firma) wurden nach der Insolvenz an Fitbit verkauft.
Alternativen zum Crowdfunding
So schön Crowdfunding auf den ersten Blick klingt, kann der Aufwand für eine wirklich erfolgreiche Kampagne schnell sehr groß werden. Denn Du musst Deine Kampagne ja nicht nur professionell vorbereiten, sondern auch aktiv begleiten und sehr viel mit Deiner Zielgruppe kommunizieren.
Wenn Du davor zurückschreckst, kannst Du auf andere MVPs ausweichen, die deutlich weniger Aufwand mit sich bringen, Dir aber ähnliche Erkenntnisse liefern. Beispielsweise kannst Du die Kaufbereitschaft auch über eine einfache Landingpage überprüfen, auf der Du die Möglichkeit zur Vorbestellung anbietest. Wenn Deine Geschäftsidee eine größere Finanzierung benötigt, sind diese Alternativen jedoch eher ungeeignet. Du wirst kaum 6- oder gar 7-stellige Geldbeträge dadurch einsammeln können.
Auch Bootstrapping kann eine Alternative zum Crowdfunding für Dich sein. Zumindest dann, wenn Du kein wirklich kostspieliges Produkt planst.
Fazit
Crowdfunding ist nicht nur eine einfache Finanzierungsquelle, sondern ein wirklich verlässliches MVP, um die Zahlungsbereitschaft Deiner Zielgruppe zu testen. Besonders für Dich als Solo-Gründer bietet es die Chance, aus echtem Feedback zu lernen, eine Community aufzubauen und erste Unterstützer zu gewinnen, bevor Du überhaupt ein fertiges Produkt herstellst.
Allerdings darfst Du auf keinen Fall den Aufwand, der Dich dabei erwartet, unterschätzen. Wenn Du Dir also noch unsicher bist, ob Crowdfunding gerade zu Dir und Deiner Idee passt, gibt es viele einfachere Alternativen, mit denen Du Interesse und Zahlungsbereitschaft ebenfalls testen kannst. (Mit weniger Risiko, aber ähnlichen Erkenntnissen.)
Du hast Fragen zu Crowdfunding oder möchtest Dich mit anderen Solo-Gründern dazu austauschen? Dann tritt der scamper.community bei und hol Dir Feedback und Ideen in unserer Lean-Startup-Gruppe!
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