Ein Mann in einem cremefarbenen Strickpullover steht vor einem roten Hintergrund und hebt mit fragendem Gesichtsausdruck beide Hände, als wolle er sagen: "Keine Ahnung!". Dieses Bild symbolisiert die Unsicherheit und offenen Fragen, die beim Assumption Mapping auftreten.

Was ist Assumption Mapping?

Hinter jeder Geschäftsidee, die Du mit dem Business Model Canvas oder dem Business Model Navigator entwirfst, stehen unzählige unausgesprochene Annahmen und Hypothesen. Problematisch wird das dann, wenn Du diese Annahmen als Tatsachen betrachtest. Denn im schlimmsten Fall entpuppen sich diese nämlich erst sehr viel später als falsch und Du hast viel Zeit, Energie und Geld in ein nicht funktionierendes Geschäftsmodell gesteckt. Assumption Mapping unterstützt Dich dabei, diese Annahmen sichtbar & bewertbar zu machen und dadurch Risiken zu senken.

Vier Bereiche, die Du beim Assumption Mapping beachten solltest

Die hinter Deinem Geschäftsmodell liegenden Annahmen gliedern sich in vier verschiedene Bereiche.

  • Annahmen aus dem Bereich Desirability (gelb) beziehen sich auf die Frage, ob es (genügend) Menschen gibt, die wirklich Bedarf an Deiner Value Proposition haben.
  • Zum Bereich Feasibility (blau) gehören Annahmen darüber, ob Du in der Lage bist, Deine Value Proposition (und das gesamte Geschäftsmodell) zum Leben zu erwecken.
  • Viability (grün) hingegen steht für die Lebensfähigkeit Deines Geschäftsmodells. Um sie zu erreichen, müssen die von Dir generierten Einnahmen (Revenue Streams) größer sein als die entstehenden Ausgaben (Cost Structure).
  • Der vierte Bereich, den Du beim Assumption Mapping beachten musst, ist Adaptability (rot). Hier spielen Schlüsseltrends, Markt- & Branchenkräfte sowie makroökonomische Kräfte eine Rolle.

Mache Annahmen sichtbar

Bevor Du mit dem eigentlichen Assumption Mapping beginnst, solltest Du sowohl Dein Business Model Canvas als auch Dein Value Proposition Canvas auf einem (digitalen) Whiteboard visualisieren. Anschließend gehst Du jedes einzelne Element der beiden Canvas durch und überlegst Dir, welche (unausgesprochenen) Annahmen hinter jedem dieser Elemente stecken.

Falls Du beispielsweise im Bereich Revenue Streams Kreditartenzahlung notiert hast, ist eine dahinterliegende Annahme, dass Deine Zielgruppe auch bereit ist, (bei Dir) mit Kreditkarte zu bezahlen. (Oder überhaupt erst einmal ihre Daten auf Deiner Plattform anzugeben.)

Hast Du im Bereich Key Partnerships eine namhafte Firma eingetragen, ist eine weitere Annahme, dass diese Firma auch bereit sein wird, eine Partnerschaft mit Dir einzugehen.

Platziere Deine Annahmen wie hier zu sehen um das Business Model Canvas bzw. Value Proposition Canvas herum.

Dimensionen der Assumption Map

Nachdem Du alle Annahmen Deines Geschäftsmodells wie oben beschrieben festgehalten hast, geht es anschließend an das eigentliche Assumption Mapping.

Die Assumption Map ist eine einfache 2×2 Matrix, die durch zwei verschiedene Dimensionen entsteht, die übereinandergelegt werden: Wichtigkeit und Gewissheit.

Wichtigkeit

Erstens musst Du natürlich bewerten, wie wichtig es für Dein Geschäftsmodell ist, dass eine entdeckte Annahme auch tatsächlich zutrifft. Denn es gibt Annahmen, die weniger wichtig sind als andere. Falls sich weniger wichtige Annahmen später als falsch herausstellen sollten, mag das kleinere Herausforderungen für Dich erzeugen. Es würde jedoch nicht Dein gesamtes Business Model ins Wanken bringen. Andere Annahmen hingegen sind von großer Wichtigkeit. Treffen diese nicht zu, bringt das Dein gesamtes Geschäftsmodell zum Einsturz.

Gewissheit

Zweitens musst Du einschätzen, wie groß Deine Gewissheit ist, dass eine von Dir entdeckte Annahme auch wirklich zutrifft. Je sicherer Du Dir bist, dass eine Annahme zutrifft, desto besser. Überlege jedoch stets, woher Du diese Gewissheit nimmst! Gibt es empirische Belege oder basiert Deine Gewissheit auf „reinem Bauchgefühl“ oder auf „20 Jahren Branchenerfahrung“?

Aufbau der Assumption Map

In der Assumption Map werden die beiden Dimensionen Wichtigkeit und Gewissheit übereinander gelegt, sodass die eingangs erwähnte 2×2 Matrix mit vier unterschiedlichen Bereichen entsteht:

  • Entdecken & Validieren
  • Validieren
  • Umsetzen
  • Verwerfen

Entdecken & Validieren

Annahmen, die sehr wichtig für Dein Geschäftsmodell sind und über die gleichzeitig wenig oder sogar gar keine Gewissheit herrscht, ob sie tatsächlich wahr sind, gehören in diesen Beriech der Assumption Map. Es sind besonders kritische Aspekte, die Deine volle Aufmerksamkeit haben sollten.

  • Nutze zunächst Discovery Tests, um mehr über Deine Zielgruppe, Deinen Markt und Dein Produkt herauszufinden. Je mehr Informationen Du beschaffen kannst, desto besser.
  • Gib Dich jedoch nicht mit dem reinen Sammeln von Informationen zufrieden. Verwende anschließend Validation Tests, um Deine Annahmen durch klar definierte Kriterien zu validieren. Wie das genau funktioniert, erfährst Du in meinem Artikel Hypothesen aufstellen.
  • Falls Du die Lean-Startup-Methode anwendest, kannst Du natürlich auch auf ein Minimum Viable Product (MVP) zurückgreifen.

Validieren

Annahmen, die zwar ungewiss sind, jedoch keine große Wichtigkeit für Dein Business Model besitzen, gehören in diese Kategorie. Hier reicht es aus, sie mit Hilfe von Validation Tests zu bestätigen oder zu widerlegen. Auf keinen Fall, solltest Du diesen Bereich unbeachtet lassen! Denn hier können sich potenzielle Risiken verbergen. Denn eine geringe Gewissheit kann unter Umständen dazu führen, dass Du auch die Wichtigkeit dieser Annahme unterschätzt.

Umsetzen

Wichtige Annahmen zu Deinem Geschäftsmodell, zu denen große Gewissheit besteht, kannst Du natürlich schnellstmöglich umsetzen.

Verwerfen

Annahmen, die nicht besonders wichtig sind und über die ebenfalls große Gewissheit herrscht, solltest Du verwerfen. Hier kannst Du Dir sicher sein, dass sie keine besondere Rolle für Dein Geschäftsmodell haben (werden).

Ordne jede Annahme einem Bereich der Assumption Map zu

Nachdem Du die Deiner Geschäftsidee zugrundeliegenden Annahmen sichtbar gemacht hast, ordnest Du diese einem der vier Felder der Assumption Map zu. Dabei handelt es sich natürlich nicht um eine „wissenschaftliche Methode“. Aber Du wirst schnell merken, welche Annahmen besonders wichtig sind und dass Du sie mit Hilfe geeigneter Tests & Experimente überprüfen solltest. bevor Du Dein Geschäftsmodell weiter vorantreibst.

Diejenigen Annahmen, die Du im Bereich Entdecken & Validieren platziert hast, sollten für Dich oberste Priorität haben!

Fazit zum Assumption Mapping

Ich hoffe, ich konnte Dir mit Assumption Mapping ein hilfreiches Tool an die Hand geben, mit dessen Hilfe Du die größten Risiken Deiner Geschäftsidee identifizieren kannst, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Weiterlernen, Anwenden & Austauschen

Du möchtest tiefer in das Thema Assumption Mapping einsteigen? Kein Problem! Hier sind einige nützliche Quellen und Ressourcen, auf die Du dabei zurückgreifen kannst.

Bücher

Einen guten Überblick, wie Assumption Mapping funktioniert und wie Du es gemeinsam mit der Test Card anwenden kannst, findest Du in Alexander Osterwalders Buch Testing Business Ideas. Zusätzlich kann ich Dir noch das Buch Lean Startup von Eric Ries nur wärmstens empfehlen, wenn Du Dich intensiver mit dem Überprüfen von Hypothesen und Annahmen beschäftigen möchtest.

Video

Ein sehenswertes (aber auch sehr langes) Video zum Assumption Mapping haben auch die Produktwerker aufgezeichnet. Trotz der Länge kann ich es Dir aber nur empfehlen! (Vielleicht schaust Du es Dir „häppchenweise“ an.)

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Mehr Informationen

Templates & Vorlagen

Wenn Du direkt damit beginnen möchtest, Deine erste Assumption Map anzulegen, findest Du auf Miro viele gute Templates und Vorlagen dazu.

scamper.community

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